Während der Leser Horror oder Mystery auf den Seiten eines Buches genießt, kann er sich überhaupt nicht vorstellen, wieviel Arbeit hinter diesen Absätzen, Sätzen und Wörtern steckt. Aber es ist absolut bewundernswert, und zwar nicht nur in Bezug auf die Zeit oder die Anstrengung, die der Autor in seine Texte investiert, oft zum Nachteil seines Privatlebens, welche Formate er sich ausdenkt und welche Anstrengungen er unternimmt, um diese zu verwirklichen.

Wir konzentrieren uns auf ein bestimmtes, wenig bekanntes, künstliches Procedere der Schreibschmiede: den Impersonal und seinen Einfluss auf die Entwicklung einer Handlung. Ein Leser, der mit wildem Hunger den Buchinhalt seines Liebling-Kunstautors verzehrt, wird niemals erfahren, dass die Zeilen, die ihn bewegen, das Produkt der Abstraktion sind.

Als Beispiel: die Beschreibung eines offenen oder geschlossenen Raumes. Dies bringt dem Leser ein Geschehen näher, welches sich auf den nächsten Seiten entwickeln wird. Der Autor selbst weiß, wie er genug Spannung in diesem Kontext generieren kann, damit die Aktionen der Figuren den stärksten Effekt erreichen, und gleichzeitig mit späteren Taten die Spannung wie mit einem Superlativ übertrumpfen. Mit diesen zwei Elementen, der Beschreibung und den Taten, wird der Romancier eine ungewisse Atmosphäre erschaffen. Dies kann mit dem Modus Impersonal erarbeitet werden.

Der Impersonal weist in der Grammatik aller europäischen Sprachen hauptsächlich die Züge der Anonymität in den Aktionen auf. Wenn diese negativ sind, können wir den Leser langsam berauschen. Und zwar man kann mit einem geruchs-, farb- und geschmacklosen und immaterialen Stoff den Leser in den kommenden Zeilen weiter abhängig machen. Wenn der Autor ein solches strategisches Niveau erreicht, wird er ab diesem Moment, mit seinen Figuren die hohe Kunst erreichen und dem Leser sprichwörtlich auch die Hände und Füße fesseln können.

Ganz unabhängig von diesem Werkzeug, sollten wir uns Gedanken darüber machen, dass das Szenario eine große Rolle in der Maschinerie der Spannung spielt. Eine kunstgerechte Beschreibung der Tatorte, wo die Aktion stattfinden wird, ein Verbrechen, ein Überfall oder eine Prügelei – versetzt den Leser in eine bevorzugte Position, in der er alle Details wiedererkennt. Die vorangegangenen Geschehnisse der Geschichte geben dem Beobachter das Gefühl, sie wüssten was in den nächsten Zeilen passieren könnte. Trotzdem bedient der künstlerisch handelnde Autor die Handlungsfäden der Geschichte. Sie werden den Beweis erhalten, dass alle ihre Handlungsmutmaßungen gar nicht dem eigentlichen Handlungsverlauf entsprechen.

Gerade in diesem Zustand kann der Romancier den Höhepunkt der Geschichte ansetzen. Wir wollen nicht vom Thema abweichen. Die Intensität eines Textes im Impersonal verstärkt die Resonanz des Geschehens und verbindet diese mit anderen Ereignissen, die eine elementare Wichtigkeit in der Geschichte haben. In diesem Fall erreicht die Akustik des Raumens dessen höchstes Echo und gibt eine übernatürliche Atmosphäre, von Mystery und Spanung gekennzeichnet, wieder. Bei solchen Konstellationen können wir von einem Kunstwerk und nicht von einem Manuskript sprechen. In diesem Moment ist das Manuskript von Literatur erfüllt und diese verwandelt es in etwas Magisches und Bedeutsames.

Der Autor erreicht sein Ziel und überzeugt mit seiner Geschichte. Sein Ausgangspunkt war ein Satz, welcher sich von einem Anfangszustand aus zu einem weiterentwickelten Zustand wandelt und dessen Entwicklungstreibstoff die Abstraktion ist. Das Endergebnis hat eine Wirkung. Jedoch wissen wir, es ist nur die Akkumulation von Informationen. Sie sind vom Autor in der Handlungskette des Romans geschickt eingebaut, um die externe Romanfigur, nämlich den Leser, zu verführen und zu begeistern.

Ich möchte mit dieser These niemanden dazu veranlassen, von seinem Lieblingsautor enttäuscht zu sein. Die Wahrheit zwischen Schöpfung und Endergebnis ähnelt einer geplanten Ordnung oder Struktur, kalt berechnet und mit fiktiv zusammengestellten Situationen, um eine Einheit zu schaffen. Das Vorhaben des Autors, regelmäßig und berechnend das Impersonal einzusetzen, resultiert in einer Veränderung der Logik und der Perspektiven, einem Sprung in der Reihenfolge der Stimmen. Diese Elemente verleihen dem Roman einen Touch des Mystischen und im besten Fall einen Superlativ in der Spannung. Der Effekt ist nicht unbedingt etwas Kommerzielles; nicht alle Bestseller sind Kunstwerke; ich würde sagen, keine sind es.

Der Romancier gibt sich der Kreation der Elemente und der Informationsdosierung hin, in diesem Fall vom Impersonalmodus unterstützt. Als Konsequenz erzeugt er beim Leser genügend Abhängigkeit bis zu letzter Seite lesen zu müssen und eventuell auch nach einem weiteren Buch des gleichen Autors zu suchen.