„...also dieser mensch ist besessen davon, dunkle, unscharfe und oft unerkennbare flüchtige bilder von frauen einzufangen, indem er jede nacht (oder tagsüber) mit der kamera in der hand eine fernsehshow nach der anderen anschaut, um die frauen zu finden, die er dokumentieren will. aus welchem grund? (...) ich kann keinen anderen grund finden als das mysterium, das sie für mich darstellten.“ Cindy Sherman

"Type 42" ist das fast enzyklopädische aus 950 schwarz-weiß Fotografien bestehende Oeuvre von Portraits und Nahaufnahmen von Schauspielerinnen eines anonymen Fotografen, die er etwa Anfang der späten 1960er Jahre vom Bildschirm des Fernsehers abfotografierte. Jedes Polaroid enthält den mit rotem Kugelschreiber akribisch von Hand geschriebenen Namen der Schauspielerin bzw. den Titel des Films oder der Fernsehserie, in der sie auftrat. „Type 42“ ist das Zeugnis einer Obsession mit Frauen auf der Leinwand, Filmdiven wie Sophia Loren, Jane Fonda oder Gina Lollobrigida bis zu längst vergessenen Sternchen aus Science Fiction Serien oder B-Movies. Sam Stourdzé, der ehemalige Direktor des Musée d'Elysée und neue Direktor der Les Rencontres d'Arles schreibt in dem Fotojournal ELSE1:

„Der gespenstische Ausdruck unscharfer und verzerrter Figuren beruht auf der Kombination der Elemente, der Flüchtigkeit des bewegten Bildes, der Krümmung der Glasscheibe sowie dem schrägen Kamerawinkel. Auch der in Großbuchstaben in roter Tinte aufgebrachte Name verstärkt den zwanghaften Charakter der Intention, während die gelegentlich in der oberen Ecke des Fotos auftretenden drei Zahlen nicht auf die Geburtsdaten der Modelle, sondern auf ihre in Inches gemessenen Körpermaße verweisen. Der zeitgenössische Betrachter kann nicht anders als nach den Gründen für diese akribische Sammlung zu fragen.“

Das gesamte Konvolut wurde im Frühjahr 2012 von dem Künstler Jason Brinkerhoff in New York gefunden. Das Archiv blieb intakt, obwohl es in den Jahren vor seiner Entdeckung oft die Besitzer gewechselt hat. Alle Versuche, den Urheber der Polaroids ausfindig zu machen, blieben erfolglos. "Type 42" verweist auf Standard- Filmaufnahmen, die in diesem anonymen Oeuvre verwendet wurden. Sie tragen den Namen eines Polaroidfilms, der 1955 auf den Markt kam und seit 1992 nicht mehr hergestellt wurde. Auch der Versuch, den Ursprung der Polaroids zurückzuverfolgen, blieb bis heute erfolglos.

Ein neues Buch mit dem Titel Type 42. Fame Is the Name of the Game, herausgegeben von Nicole Delmes und Susanne Zander, mit einem einführenden Essay der Künstlerin Cindy Sherman, präsentiert eine Auswahl von 120 Arbeiten aus dem außergewöhnlichen „Type 42“ - Archiv. Es wird im November 2014 im Verlag der Buchhandlung Walther König erscheinen.

Die Galerie Susanne Zander / Delmes & Zander hat im Laufe der Jahre eine besondere Vorliebe für anonyme Positionen entwickelt und präsentiert regelmäßig Arbeiten von Künstlern über die wenig bekannt ist. In all diesen Fällen sind es die Qualität und die Autonomie der Arbeiten, die in den Fokus des Betrachters rücken.

Ohne die Lebensläufe der Künstler ist der Betrachter ausschließlich und unmittelbar mit dem Werk konfrontiert. Auf diese Art und Weise sondiert die Galerie Susanne Zander / Delmes & Zander neue Grenzgebiete der Kunst und unterstreicht den konzeptuellen Ansatz der sogenannten Outsider Art.

Delmes & Zander Galerie

Rosa-Luxemburg-Str. 37
Berlin 10178 Deutschland
Tel. +49 30 24333141
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Öffnungszeiten

Dienstag - Samstag
Von 12:00 bis 18:00 Uhr

Abbildungen
  1. Type 42 (Anonymous), Elke Sommer (Arch.-Nr. TP193), 1960s - 1970s, Kugelschreiber auf Polaroid, 8,3 x 10,8 cm. Courtesy Galerie Susanne Zander / Delmes & Zander, Köln + Berlin
  2. Type 42 (Anonymous), Patti D'Arbanville (Arch.-Nr. TP085), 1960s - 1970s, Kugelschreiber auf Polaroid, 8,3 x 10,8 cm. Courtesy Galerie Susanne Zander / Delmes & Zander, Köln + Berlin
  3. Type 42 (Anonymous), Shirley MacLaine (Arch.-Nr. TP758), 1960s - 1970s, Kugelschreiber auf Polaroid, 8,3 x 10,8 cm. Courtesy Galerie Susanne Zander / Delmes & Zander, Köln + Berlin