In der heutigen Konsumgesellschaft inszenieren und manipulierten die Medien ideale Abbildungen der menschlichen Körper und modellieren die Wahrnehmung eines Individuums nach konnotierten Maßstäben. Dadurch entsteht ein enormer Druck auf die Leibhaftigkeit der eigenen Körper.

Besonders der Frauenkörper erfährt durch die aggressive Publizität der Medien eine massive Verwandlung, denn nicht das außergewöhnliche und individuelle Bild des Körpers wird propagiert, sondern das gegenwärtig normierte Schöne.

Die Abbildung der Frau hat in der kunstgeschichtlichen Narration eine fast dogmatische Tradition – weibliche Körper als Objekt der Sanftheit und Sexualität. Die Bildfunktion der Frau entsprach dabei immer ihrer sozialen Rolle des passiven Betrachters oder eines Objektes der Begierde. In dem zeitgenössischen Verständnis hat sich die Rolle der Frau in der Kunst besonders stark durch die sog. Performance-Art geändert. Die Performance-Künstlerinnen provozierten den Betrachter mit den eigenen Körpern und stiegen aus der kunsthistorischen Konnotation im wahrsten Sinne des Wortes aus. Dennoch blieb die Darstellung des weiblichen Körpers gerade durch die kritische Anspielung auf die Postulate ein objekthaftes Symbol. Sandra Ackermann ist sich in ihren Arbeiten über die modernen Schönheitsideale der Frau bewusst. Ihre weiblichen Figuren divergieren zwischen der Darstellung von Natürlichkeit und Stilisierung. Die individuell beleuchteten Sujets verbinden die Ambivalenzen der Realität. Die Bildsprache der Arbeiten von Sandra Ackermann ist oft metaphorisch. Die Narration der Darstellung setzt sich zusammen aus dem weiblichen idealen Körper und dem konstruierten Hinter - und Vordergrund. Dabei fungieren Hinter- und Vordergrund wie ein Scanner oder ein Bildschirm der versteckten Gedanken und Empfindungen einerseits. Andererseits spiegelt es aktuelle politische als auch kulturelle Ereignisse wider. Diese Arbeiten der Künstlerin sind eine Art der visuellen Dokumentation von Gewalt, Terror oder der sozialen Ungerechtigkeit, verpackt in einer ästhetischen Darstellung der schönen Projektionsfläche. Schließlich sind Sandra Ackermanns Arbeiten eine Reflexion und Spiegelung der Phänomene unserer mediatisierten Gesellschaft. Die fragmentarische Darstellung der Arbeiten erlaubt dem Auge des Betrachters keine sofortige Wahrnehmung der Figur. Das Auge schwebt zwischen Vorder- und Hintergrund. Sandra Ackermann erzeugt eine Art der Verdeckung, denn der Betrachter kann sich aufgrund des Wechselspiels nicht auf die Persönlichkeit im Bild fokussieren. Die dargestellte weibliche Figur erscheint dekonstruiert und bruchteilig. Diese Bruchteile sind aber gleichzeitig die Leerstellen eines dargestellten Körperkonstrukts, bei denen der Betrachter, ausgehend von der eigenen Wahrnehmung, zu einem Dialog gefordert wird. - Sofia Sokolov, Kunsthistorikerin, M.A.

Zur Ausstellung erscheint ein 80-seitiger Katalog mit Abbildungen ihrer Arbeiten aus den vergangenen 5 Jahren.