Im Rahmen des Gallery Weekend Berlin eröffnet die Galerie Thomas Schulte am Freitag, den 1. Mai zwischen 18 und 21 Uhr eine Einzelausstellung mit neuen Arbeiten von Juan Uslé. Parallel zeigt im Eckraum der Galerie Richard Deacon ein für das Gebäude entworfenes Fensterbild.

Im Zentrum der Ausstellung „Mar de Aral“ stehen neue großformatige Arbeiten von Juan Uslé. Seit Ende der 1990er-Jahre arbeitet der spanische Künstler in loser Folge an der Bildreihe der „Soñé que revelabas“ („Ich träumte, dass du erscheinst“), die innerhalb seines weitgefächerten Oeuvre die größte geschlossene Gruppe darstellt. In ihr kommt im besonderen Maß Uslés poetisch-emotionaler Konzeptualismus zum Tragen. Nicht nur fragt der Künstler nach den Strukturen des Malprozesses innerhalb der Abstraktion, sondern lässt im gleichen Moment das subjektive Erleben und Empfinden mit hineinfließen.

In den vorwiegend schwarz-weißen Bildern, die immer nachts entstehen, arbeitet Uslé mit extrem reduzierten malerischen Mitteln. Farbe und Duktus sind auf ein Minimum beschränkt und die Spannung der Werke ergibt sich aus minimalen Tonwertänderungen und aus Kontrastierung horizontaler Schichten leicht veränderter Pinselbewegungen. Auf den streng vertikalen Leinwänden sorgen hellleuchtende Farbstreifen für Schlaglichter innerhalb der grau vibrierenden Akkorde. Jedes Bild entsteht aus der permanenten Wiederholung eines Pinselstrichs, der Zeile für Zeile die Oberfläche füllt und sie mit einer eigenen transparenten Flächigkeit versieht. Jeder Pinselstrich ist zugleich mit einer existentiellen Körperlichkeit aufgeladen, da der Künstler den Pinsel im Rhythmus seines Herzschlages auf den Malgrund drückt. „Der Pinselabdruck, der nichts abbildet als sich selbst und damit die große historische Sehnsucht der Malerei nach absoluter mimetischer Referenzlosigkeit, nach Bildern ohne Vorbildern aufruft, ist bei Uslé zu einer Art malerischem Kardiogramm geworden, einem Bild, das sowohl die Geschichte der Malerei spiegelt und kommentiert wie auch in einem ganz elementaren Sinne als Selbstporträt gelesen werden kann“, schreibt Stephan Berg im Katalog zu Uslés Ausstellung im Bonner Kunstmuseum 2014.

Juan Uslé wurde 1954 im spanischen Santander geboren. In den letzten Jahren hat er sich zu einem der wichtigsten Künstler im internationalen Kunstbetrieb entwickelt. Seine Werke, die Malerei und Fotografie umfassen, wurden in zahlreichen amerikanischen und europäischen Ausstellungen gezeigt. So richtete das Reina Sofia, Madrid (2003), das Ghenter SMAK (2004) und das Irish Museum of Modern Art in Dublin (2004) Ausstellungen seiner Bilder aus. 2005 nahm er an der 51. Biennale von Venedig teil. In Deutschland waren seine Arbeiten in einer Retrospektive im Museum Morsbroich in Leverkusen und auf der documenta IX zu sehen. Die Gruppe der „Soñé que revelabas“ wurde umfassend im Jahr 2014 im Kunstmuseum Bonn und im Centro Galego de Arte Contemporánea in Santiago de Compostela ausgestellt. Es existieren zahlreiche Kataloge, die sein Werk abbilden und dokumentieren. 2002 gewann Uslé den spanischen Nationalpreis für Kunst. Er lebt und arbeitet in New York und Saro in Nordspanien.