Wir freuen uns, Sie auf unsere Ausstellung mit Fotografien von John Hilliard in der Bleibtreustraße 45 aufmerksam zu machen.

Seit den späten sechziger Jahren beschäftigt sich John Hilliard mit Fragen nach der Besonderheit der Fotografie als darstellendes Medium. Einerseits unterzieht er sie dabei einer kritischen Untersuchung und ermittelt ihre Unzulänglichkeiten, andererseits zelebriert er gleichermaßen die Eigenheiten dieses Ausdrucksmittels. Bildnerische Elemente wie Licht, Proportion und Perspektive sowie ihre Umsetzung innerhalb der Fotografie bilden die Basis von Hilliards künstlerischer Praxis und werden in seinem Werk kontinuierlich herausgefordert. Indem er die Unterschiede von Fotografie im Gegensatz zu anderen künstlerischen Medien wie Malerei, Zeichnung und Skulptur aufzeigt, führt er den Dialog über seine Position innerhalb der zeitgenössischen visuellen Künste fort.

Die Ausstellung vereint eine Reihe von Werken, die größtenteils zwischen 2006 und 2015 entstanden sind und durch einige wenige Fotografien aus den 70er und 90er Jahren ergänzt wird. Die Arbeiten integrieren verschiedene Themen und Ansätze und ermöglichen auf diese Weise einen umfassenden Einblick in die Vielfalt von Hilliards Oeuvre. In Werken wie Body Double, 2011, oder Two Objects Of A Known Size, 2013, werden duale Gegensätze als grundlegende Struktur vereint und der Einfluss dieser Gegensätze untersucht, indem sie mit unterschiedlichen Lichtsituationen, Kamerapositionen und Größenordnungen konfrontiert werden. Hierbei betont Hilliard sowohl die speziellen Aspekte des Mediums Fotografie als auch die Bedingungen von Bild(re)produktion und die relative Wahrnehmung des Betrachters.

In der größten und jüngsten Werkgruppe dieser Ausstellung werden ausgewählte Details eines Hintergrundbilds um ein Vielfaches vergrößert und über dieses gelegt. Teilweise verdecken die quadratischen Vergrößerungen das Hintergrundmotiv und entziehen es so dem Blick des Betrachters. Zugleich wird dadurch aber auch die Bildfläche erweitert und eine weitere visuelle Ebene eröffnet. Diese Arbeitsweise entstand aus dem Interesse einen einzelnen fotografischen Raum zu konstruieren, der eine größere Varietät als üblich zulässt. Auch in diesen Arbeiten verdeutlichen Gegenüberstellungen – ein wiederkehrendes Thema in Hilliards Werk – wie Figuration und Abstraktion, panchromatisch und monochrom, das Analoge und das Digitale, Fotografie und Malerei (oder Skulptur), die Ambivalenz und Komplexität des Mediums.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

John Hilliard (1945, Lancaster) lebt und arbeitet in London. Während seines Studiums an der St. Martin's School of Art in London erhielt er 1965 ein Reisestipendium in die USA. Inspiriert von den Landschaften des Mittleren Westens sowie der Architektur von New York und Chicago begann er ortsspezifische Installationen zu bauen. Diese wurden fotografisch dokumentiert und in der Folge ersetzten allmählich die Fotografien die Installationen als Form der Präsentation. Seine Bilder zeigte Hilliard 1969 in einer ersten Einzelausstellung im Camden Arts Centre, London. Seit den späten 60er Jahren wurden seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, u. a. inThe Royal Academy of Arts, London; Centre Pompidou, Paris; Folkwang Museum, Essen; Albertina Museum, Wien; Staatsgalerie Stuttgart; Kunsthalle Krems; Kunstverein Hannover, Kunstmuseum Basel; Tate Britain, London und Kunsthalle Bremen. Hilliard nahm an der documenta 6, der São Paulo Biennale und der Paris Biennale teil.