Der Betrachter wird aufgefordert, nach einem ersten Hinsehen den Blick auf der Bildoberfläche wie Licht auf dem Wasserspiegel brechen zu lassen und sich in die Stille des Werks und die des Modells zu versenken

(Dominique de Font-Réaulx)

Die Galerie Thaddaeus Ropac freut sich, die zweite Einzelausstellung des österreichischen Künstlers Markus Schinwald in den Galerieräumen in Salzburg zu zeigen.

Markus Schinwald ist ein vielseitiger Künstler, der sich verschiedener Medien wie Video, Zeichnung, Skulptur und Installation bedient, um eine Welt zu gestalten, in der Theater, Soziologie, Philosophie, Psychologie und selbst Fetischismus einander begegnen.

Markus Schinwald greift in seinem malerischen Schaffensprozess auf alte Gemälde, vorwiegend aus der Zeit des Biedermeiers, zurück, die er dann durch Hinzufügen von sonderbaren Elementen wie Prothesen oder Apparaturen bearbeitet. Durch diese ikonoklastische Geste schafft der Künstler ein zeitloses Werk, das nicht oder nicht mehr dem besonderen ästhetischen Stil einer Epoche entspricht. Markus Schinwald nimmt den Betrachter bei jeder Ausstellung auf eine Initiationsreise mit, denn das Erlebnis ist nicht nur visuell, sondern auch voller körperlicher Empathie.

Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl neuer großformatiger Malereien und raumgreifender Objekte, die wie Maschinen in Bewegung sind.

Die großen Formate von Markus Schinwald unterscheiden sich von früheren Werken, in denen die gemalten Gesichter und die prothesenhaften Instrumente Bildgegenstand waren. Hier sind die Figuren von ihren einschränkenden Attributen und folglich auch von deren psychologischer Last befreit. Sie sind Teil einer ganz anderen Bildkomposition, da sie in ihren Ausmaßen die Größe von fast anekdotischen Figürchen annehmen. Der monochrome Hintergrund entfernt jegliche narrative, ikonografische oder zeitliche Verankerung und offenbart einen geheimnisvollen Kontext, der nur in Andeutung geometrischer Formen, Materialien, Reflektionen oder Nuancen sichtbar wird. Markus Schinwald verschiebt sein gewohntes ikonografisches Repertoire: die Prothese ist keine figurative Darstellung mehr sondern wird kontextuell, konzeptionell. Die psychologische Einengung wird nicht mehr durch ein identifizierbares, physisches Objekt verkörpert, sondern auf abstraktere Weise durch das Zurückgreifen auf eine Komposition, die die Bedingungen dieses mentalen Gefangenseins reproduziert.

Dieses Phänomen vollzieht sich gleichzeitig auch in den Installationen des Künstlers. Seine raumgreifenden Objekte bedienen sich Mechanismen historischer Uhrwerke und erinnern in ihrer permanenten Bewegung an eine repetitive Choreographie. Die Zahnräder, das mechanische Organ des zylindrischen Baums und die Möbelelemente aus Holz, ersetzten hier die Beine und Gelenke der Marionetten oder Tänzer aus früheren Werken von Markus Schinwald. Über diese Mechanismen hinaus reduziert der Künstler seine raumgreifenden Objekte auf eine einfache geometrische Form: die des Vierecks. Es wird zur Kontur, denn die Installationen sind in ihrem Inneren leer; an sich erinnern sie an das Fenstermotiv. Ein Spiel zwischen Leere und Fülle setzt ein und schafft einen symbolischen Dialog zwischen Innen und Außen, zwischen Introspektion und Extraversion.

2007 hat Markus Schinwald unter anderem in der Tate Modern in London an der Kollektivausstellung «The World As a Stage» teilgenommen. 2008 hatte er eine Einzelausstellung im MIGROS Museum in Zürich. Drei Jahre später vertritt er Österreich bei der 54. Biennale in Venedig. 2013 widmen ihm das CAPC in Bordeaux und der Palais de Tokyo in Paris Einzelausstellungen und im vergangenen Jahr hatte Markus Schinwald eine Einzelausstellung im M-Museum Leuven, Belgien sowie im Magasin III in Stockholm, Schweden.