Beck & Eggeling International Fine Art präsentiert zum Duesseldorf Photo Weekend 2017 mit zwei Ausstellungen erstmalig das Werk des internationalen Pionier der Videokunst Fabrizio Plessi. In beiden Ausstellungen steht das Naturelement Wasser als zentrales Thema seiner künstlerischen Arbeit im Mittelpunkt.

Utopia liquida – Die Ausstellung Utopia liquida gewährt mit ausgewählten Fotografien aus den 1970er Jahren einen Einblick in Plessis frühe Schaffensphase, in der er bereits begann das Wasser zum Hauptthema seiner Kunst zu entwickeln. In seinen zahlreichen Aktionen, zur damals hoch aktuellen Aktions- und Konzeptkunst, wird seine Faszination für das Urelement – basierend auf der allgegenwärtigen Präsenz des Wassers in seiner Wahlheimat Venedig – zur Quelle der Inspiration. Die gezeigten Fotografien, die zum Teil bereits 1978 auf der Biennale von Venedig zu sehen waren, dokumentieren und reflektieren seine Aktionen. Etwa wie Plessi mit einer Schere einen Wasserstrahl im Waschbecken in 100 gleiche Stücke durchtrennte (100 Pezzi D‘Acqua, Azione 1973), in Paris mit einem großen Nagel ein Loch in die Seine zu schlagen versuchte (Un Buco N‘ell Acqua, Azione 1973) oder den Stichter See bei Neuenkirchen in zwei gleiche Teile zersägte (Segare il Lago Stichter in due parti uguali, Azione 1975). Absurde Handlungen in denen das Wasser weniger als Naturelement sondern vielmehr als vollwertiges Gestaltungselement behandelt wird für die Umsetzung seiner einfallsreichen Ideen.

Memoria dell‘acqua – In den gegenüberliegenden Räumen widmet sich die Ausstellung Memoria dell‘acqua mit der Präsentation der Videoinstallation Under Water, die Fabrizio Plessi 2016 für den Pavillon der Fondaco dei Tedeschi in Venedig produziert hat, dem seit Mitte der 70er Jahre in seiner Kunst zentralen Medium Video. In den letzten 40 Jahren hat Plessi weltweit mehr als 120 Videoskulpturen und raumgreifende Videoinstallationen zum Thema Wasser realisiert. In diesen verbindet er Naturmaterialien wie Holz, Erde oder Eisen mit modernster Technologie zu einer für seine Werke charakteristischen, spannungsvollen Gesamtheit. Die Videoinstallation Under Water beeindruckt durch ihre minimalistische Inszenierung. Auf großformatigen Bildschirmen sind leuchtende Fragmente eines prächtigen, byzantinischen Bodenmosaiks in Gold und Schwarz zu sehen, die sich in Begleitung einer Klangkomposition, arrangiert von dem britischen Komponisten Michael Nyman, wellenförmig bewegen. Als Sinnbild des Ostens steht das Mosaik für die Geschichte der Fondaco dei Tedeschi als zentraler Handelsplatz zwischen Westeuropa und dem östlichen Mittelmeerraum im Mittelalter. Unter Wasser liegend wandeln und verändern sich die Mosaikfragmente stetig unter den wogenden Bewegungen des fließenden Naturelements, das für Plessi Sinnbild der Zeitlichkeit und Metapher für Erinnerung ist. Auf poetische Weise wird Vergangenes, Zeit und Geschichtsbewusstsein angesichts einer sich stets wandelnden Welt thematisiert. Die Verbindung von Mosaik, Wasser und Musik zu einer raumfüllenden Gesamtkomposition bewirkt eine außergewöhnlich sinnliche Wahrnehmungserfahrung und schickt den Betrachter auf Reisen durch Raum und Zeit. Der einfache, geometrische Grundriss des Ausstellungsraums unterstreicht die klare Formensprache der Videoinstallation, die in ihrer Reduziertheit Anklänge der Minimal Art und Arte Povera erkennen lässt.

Fabrizio PLessi (*1940 in Reggio Emilia, Italien) lebt und arbeitet in Venedig. Plessi wurde mehrfach zur Biennale von Venedig geladen. 1970 nahm er erstmals an der Biennale von Venedig teil sowie 1987, mit der Präsentation seiner monumentalen Installation Roma, an der Documenta 8. In den letzten 40 Jahren hat er ein herausragendes Werk geschaffen, das seit 1977 weltweit in bedeutenden Museen und Institutionen gezeigt wird: u.a. Guggenheim Museum SoHo (New York), Centre Georges Pompidou (Paris), Fondazione Peggy Guggenheim (Venedig), Folkwang Museum (Essen), Museo Guggenheim (Bilbao), Fundació Joan Miró (Barcelona), Museum Ludwig (Köln), Fondazione Mudima (Mailand), Kunsthalle Recklinghausen, Fondaco dei Tedeschi (Venedig). Ausserdem hat Fabrizio Plessi Bühnenentwürfe etwa zu den Opern The Fall of Icarus (1989) und Ex machina (1994), zu einem Konzert von Luciano Pavarotti im New Yorker Central Park und Mauro Bigonzettis Ballett Romeo und Julia gestaltet.