Nach knapp einem Jahrhundert wird mit der Ausstellung Glasses From The Empire And Biedermeier Period. Aus der Sammlung des MAK und der Glassammlung Christian Kuhn Biedermeierglas erstmals wieder in den Mittelpunkt einer MAK-Schau gerückt. Die letzte umfassende Präsentation dieser Art im MAK, bei der über tausend Gläser aus der Sammlung des Museums und aus Privatbesitz gezeigt wurden, fand 1922 als Ausstellung von Gläsern des Klassizismus, der Empireund Biedermeier-Zeit statt. Titelgebend für die aktuelle Ausstellung ist das 1923 in Leipzig erschienene Standardwerk Gläser der Empire- und Biedermeier-Zeit von Gustav E. Pazaurek.

Im Gegensatz zu damals zeigt das MAK aktuell keinen Querschnitt sämtlicher Typen von Biedermeiergläsern, sondern wesentliche technische und künstlerische Entwicklungen von Glas in der Zeit zwischen 1780 und 1840. Die frühesten der ausgestellten Gläser sind jene von Joseph Mildner (1765–1808), die meist signiert und datiert sind und eine sehr hohe Qualität aufweisen. Im Weiteren werden die sogenannten „Mohn-Gläser“, transparent bemalte Gläser aus der Werkstatt des Samuel Mohn (1762–1815) oder dessen Sohn Gottlob (1789–1825), gezeigt, die wesentlich seltener sind als die ebenfalls präsentierten, transparent bemalten „Kothgasser-Gläser“ aus der Werkstatt von Anton Kothgasser (1769–1851).

Die schwierigste Art der Glasbearbeitung ist zweifellos der Glasschnitt, der seinen Höhepunkt in der Biedermeier-Zeit in Nordböhmen erlebte. Die prominentesten hier vertretenen Künstler sind Dominik Biemann, Franz Paul Gottstein, Hieronymus Hackel, Johann Lenk, Anton Simm, Franz Anton Pelikan und August Böhm jun.

Einen weiteren wesentlichen Teil der Ausstellung bilden Steingläser der Sammlung Christian Kuhn. Besonders relevant sind hierbei die Lithyalingläser von Friedrich Egermann (1777–1864) aus Blottendorf oder Haida in Nordböhmen. Egermann bezog seine Gläser teilweise aus der Harrach’schen Hütte in Neuwelt, Nordböhmen, die ebenfalls Steingläser produzierte. Bedeutend sind auch die Agatingläser der Buquoy’schen Glashütten in Georgenthal oder Silberberg in Südböhmen. Diese befanden sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Glashütte von Josef Zich in Joachimsthal im niederösterreichischen Waldviertel. Die Steingläser weisen den Weg zur späteren Entwicklung des Glases, die dann in der Loetz’schen Hütte in Klostermühle in Böhmen einen neuen Höhepunkt erreicht hat.