Lars Dittrich und André Schlechtriem freuen sich, diese Einzelausstellung des New Yorker Künstlers Dorian Gaudin (geb. 1986 in Paris, FR) zu präsentieren. Nach Gaudins kinetischer Installation mit dem Titel Rites and Aftermath, die noch bis zum 8. Mai 2017 im Palais de Tokyo in Paris zu sehen ist, bringt die erste Ausstellung des Künstlers in der Berliner Galerie eine durch eine Performance aktivierte Skulptur, um die herum eine Serie aggressiv deformierter Aluminium- und Gipsoberflächen die Wände des Schauraums in der Linienstraße 23 beherrscht.

Wie der Kurator der Schau im Palais de Tokyo, Julien Fronsacq, bemerkt, geht es bei Gaudins Installationen um das Wechselspiel von Korrespondenzen zwischen den Sphären des Organischen, Physikalischen und Materiellen. Sein Werk pendelt zwischen Automation und lebenden Systemen hin und her. Er mobilisiert, verschiebt und mechanisiert in einer Vermischung der Gattungen: absurdes Theater, Science-Fiction-Kino, Burleske und Minimalismus.

Dirty Hands On allerdings lässt weniger Mechanisierung denn eine neue – und irgendwie ungesunde – Körperlichkeit in Gaudins Umgang mit seinen Materialien und der Art erkennen, wie er ihnen Leben einhaucht. Bemalte und polierte Aluminiumpaneele und Anordnungen industrieller und vertrauter Formen wirken gewaltsam verformt, zerschlagen, gefesselt und verknotet. Es ist eine grandiose Melange von Gefahr und monumentaler Schönheit, anziehend, aber unverkennbar durch einen Vorfall gezeichnet. Dieser in Dirty Hands On neue Aspekt des frevelhaften Verstoßes in unseren Beziehungen zu unbelebten Objekten verweist auf Parallelen im umfassenderen #currentmood kultureller, technologischer, geografischer und gesellschaftlicher Szenerien.

Am 28. April um 20 Uhr setzt Gaudin die Ausstellung mit einer von ihm persönlich aktivierten performativen Installation in Gang. Der Künstler wird für mehrere Minuten vor Ort sein, um die Materialien unter Spannung zu setzen. Indem er zur Tat schreitet, verwandelt er die Objekte in der Galerie und lässt sie einen neuen Kontext im Raum herstellen. Diese neuartige hands-on-Zündung ergänzt die mechanischeren Formen von Kinetik, die sonst seine Praxis auszeichnen.

Dagegen wirkt die Entwertung der Materialien an, die sich in den dazugehörigen Wandobjekten fortsetzt. Grobe Aluminiumbleche, teils bemalt und verchromt, sind zu zerknautschten und unvollkommenen Gestalten verformt, an die dann Gipsgliedmaßen angesetzt sind. Trügerische Beleuchtung und Farben spiegeln sich in den Oberflächen und überformen die tatsächlichen Reflexionen, die sich durch Raum und Anordnung ergeben. Gaudin entstellt die Elemente zu Fetischen und führt durch drastische Intervention eine Neubewertung herbei.

In Gaudins gerissenem Missbrauch seiner Materialien in Dirty Hands On spielt sich ein theatralisches – und manchmal komisches – Drama ab. Indem sie der Beharrlichkeit des Minimalismus durch die Instabilität der Abstraktion die Spitze nehmen, verweisen die zum Leben erweckten Arbeiten auch auf Figuration, was ihnen die spielerische Absurdität eines Tex-Avery-Cartoons verleiht.

Zur Ausstellung wird eine umfangreiche Veröffentlichung in deutscher und englischer Sprache erscheinen. Um Informationen und Bildmaterial anzufordern und bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an Owen Clements, owen(at)dittrich-schlechtriem.com.