Wenn Ikonen einander begegnen, entsteht Reibung.

Zum Berliner Gallery-Weekend begegnen sich in unserer Ausstellung der Gründungsvater der Pop Art und zwei seiner die Bewegung weiterführenden ‚Söhne im Geiste‘. Obwohl Gilbert & George sich stets vom amerikanischen Vorbild Warhol distanzierten, ist dessen Einfluß in ihrem Werk unübersehbar. Wir wagen eine Annäherung.

In den 1970er Jahren portraitierte Andy Warhol (1928 – 1987), damals bereits ein einflußreicher Vertreter der Pop Art, die beiden Künstler mehrfach, in jeweils separaten Aufnahmen, oft einander zugewandt. Er transformierte diese Portraits zu eigenen Werken in seiner charakteristischen Manier und griff so bereits die Selbstdarstellungen von Gilbert & George in ihren Werken auf.

Wie Andy Warhol schaffen auch Gilbert & George flache, rhythmisch stilisierte Komposit-Bilder, die – gerade wegen ihrer ästhetischen Leere und starren Symbolik - mit Bedeutungen im erweiterten Kulturverständnis aufgeladen sind. Wiederholungen, Reihungen und Reduktion auf wesentliche Grundfarben prägen ihr Werk.

Wenn sich Gilbert & George in der Öffentlichkeit zeigen, dann immer zu zweit. Als eines der wichtigsten Paare der Kunstgeschichte sorgen sie seit 40 Jahren für Aufsehen. Gilbert Proesch (geboren 1943 in Süddtirol) und George Passmore (geboren 1942 in Devon / Großbritannien), trafen sich 1967 als Studenten am St Martin's College of Art in London. Seit dieser Zeit leben und arbeiten sie ausschließlich gemeinsam. Exzentrische, oft dandyhafte Auftritte sind integraler Bestandteil ihres Lebenswerkes. "Aber wir haben nichts gegen Dandys. Sie sind schließlich eine englische Erfindung." Sagt Gilbert. Und George fügt hinzu: "Wir ziehen uns nicht an wie Dandys. Wir sind normal. Andy Warhol war ein Dandy."

Das Thema Warhols, sagt George, sei Konsum gewesen. "Unser Thema dagegen ist: Humanismus". Die Werke von Gilbert & George haben – wie Warhols Kunst – ganz eigene, strenge Charakteristika. Leuchtende Grundfarben hinter schwarzen Gittern. Sie bilden markige Symbole von Leben, Tod, Angst oder Hoffnung ab, oft drastisch und in Comic-Manier. Vor allem aber tauchen die beiden Künstler immer wieder selbst in den riesigen Tafeln auf.