Am Samstag, 08. März 2014 wird um 11.00 Uhr in der Goethe Galerie in Bozen die Einzelausstellung von Margareth Dorigatti: „Erlkönig“ eröffnet.

Für diese Ausstellung inspiriert sich die Künstlerin am Erlkönig, geschrieben 1782 von Goethe, Ballade die zu den bekanntesten lyrischen Werken im deutschen Sprachraum zählt.

Margareth Dorigatti ist eine Künstlerin der Wahlverwandtschaft. Sie sucht Affinitäten jedoch eher im Bereich der Literatur und Musik denn der Bildenden Kunst, in der sie sich zweifelsfrei von der Postmoderne ab- und einer wiedergefundenen Klassik im Sinne von Form und Ethik, von Gerüst und Kern, zuwendet. Die Beschäftigung mit Mythen, mit Göttern, Heiligen und Dämonen, ist dabei geradezu zwangsläufig zur Konstanten in ihrem Oeuvre geworden.

Die Interpretation von Margareth Dorigatti ist eine Offenbarung. Sie bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Formauflösung und Formwerdung. Kunst ist kein Zufluchtsort. Kunst ist ein Ringen. Mit sich selbst. Mit der Materie. Mit der Wahrheit. Ihre Werker sind Fiktion ohne Diskurs, sie beschreiben nicht die Realität, sondern nehmen ihren Raum ein, werden Wirklichkeit, zutiefst erlebte. Dorigattis Malerei ist ungegenständlich, doch von greifbarere Gegenständlichkeit, geistig und doch stofflich, flüssig und doch pastos. Zutiefst erlebt und doch durch und durch komponiert. Ihre Kompositionen gehen von der Materie aus, von der Erde, den Konkretionen des chtonischen Elementes, dem Eisen, den Mineralien, dem Zinnober. Auf der Leinwand werden organsicher Materialien disponiert, die aus der antiken Vulkanerde des Monte Amiata stammen, archaische Erinnerungen bergen und eben jene Landschaft evozieren. Natürliche Pigmente, die nicht fixiert sind, noch lebendig, beweglich, Erde, Steine, Reste von Verbrennungen, die mit dem Auge des Geologen, dem Auge des Archäologen, dem Auge des Chemikers, des Alchimisten analysiert gehören.

Die Künstlerin übernimmt die Struktur der Ballade, in der zeitlosen Spanne zwischen Anfang und Ende nimmt sich die Malerin als erzählende Figur zurück, damit die Vision des Geschehenen Form wird, das Unbewusste hervortritt. Damit folgt sie Goethe, der den Figuren, ihrem dramatischen Dialog, die nächtliche Bühne überlässt. In Dorigattis Bildern schwellen die Stimmen an, steigern und überlagern sich, bis die Distanz zwischen den Lauten, den Klangfarben, aufgehoben ist, und die Figuren verschmelzen. Der Vater ist der Erlkönig. Der Knabe sein Opfer.

Dorigattis Ballade handelt auch vom Tod der Kunst. Und der Rebellion. Für die Künstlerin ist Malerei Dichtung und Wahrheit. Sie wehrt sich gegen jede Form des Diktats. Für sie ist Kunst kein Regelwerk sondern Impuls. Ein Zugang in ein andere Welt, in die psychische Realität. Sie geht in die Tiefe, stürzt in den Abgrund der Seele, aus dem sie sich mit magischen Pigmenten und kühnen Pinselstrichen wieder nach oben kämpft. Es ist ein Ringen. Keine Zuflucht.

Margareth Dorigatti geboren 1954 in Bozen. Studium an der Accademia di Belle Arti in Venedig und an der Hochschule der Künste Berlin, welches sie 1983 im Bereich der Visuellen Kommunikation mit den Schwerpunkten Malerei, Grafik, Grafik-Design, Layout und Fotografie beendet. Nach einem Studienaufenthalt in New York Tätigkeit als freischaffende Malerin zuerst in Berlin und dann in Rom. Sie erhält den Lehrstuhl für „Decorazione“ an der Accademia di Belle Arti in Bologna und seit 2005 ist Sie Professor an der Accademia di Belle Arti in Rom. Gastdozentin an der Universität der Künste Berlin und an der Akademie der Künste München. Lebt und arbeitet in Rom und Berlin.

Goethe Galerie
Mustergasse, 1
Bozen 39100 Italien
Tel. +39 0471 975461
info@galleriagoethe.it
www.galleriagoethe.it

Öffnungszeiten
Täglich 10.00 - 12.30 15.30 - 19.30
Samstag 10.00 - 12.30

Abbildungen

  1. Margareth Dorigatti, Erlkönig, 2013, Mischtechnik auf Papier auf Leinwand, Tecnica mista su carta intelata, 40 x 50 cm
  2. Margareth Dorigatti, Erlkönig, 2013, Mischtechnik auf Papier auf Leinwand, Tecnica mista su carta intelata, 76 x 64 cm
  3. Margareth Dorigatti, Erlkönig, 2013, Mischtechnik auf Papier auf Leinwand, Tecnica mista su carta intelata, 80 x 60 cm