Die Galerie Edwynn Houk freut sich, eine Ausstellung großformatiger Fotografien von Chen Jiagang ankündigen zu können. Es ist unsere erste Präsentation des Künstlers hier in der Schweiz. Die Ausstellung wird vom 20. März bis 3. Mai 2014 zu sehen sein.

Der Drei-Schluchten-Staudamm in Chinas Hubei Provinz wurde zwischen 2006 und 2009 fertig gestellt und war von Anbeginn ein umstrittenes Symbol für die wirtschaftlichen Ambitionen des Landes und den daraus folgenden Problemen. Es verschränkt darin auch den Staudamm als Quelle für erneuerbare Energie und für Umweltzerstörung, ikonoklastische Entwicklungspolitik und beeindruckende technische Meisterleistung, ökonomisches Versprechen und die massive Umsiedlung von Menschen.

Chen Jiagang, der in Chongqing, einer 30-Millionen-Metropole im westlichen China, geboren wurde, machte es sich zur Aufgabe, die rasanten Veränderungen am Jangtsekiang zu dokumentieren, wobei er zwischen seinen eigenen Kindheitserinnerungen und dem, was er mit der Großformatkamera einfangen konnte, tarieren musste. Folglich durchzieht seine Fotografien ein tiefes Gefühl von Verlust und Unbehagen. Nebel und Smog sind ein immer wiederkehrendes Motiv in seinen Arbeiten, wobei es nicht nur als Stilmittel eingesetzt wird, um mit Hilfe von Luftperspektive pittoreske Stimmungen zu erzeugen, sondern vielmehr auch als Metapher für die oft wenig transparenten wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Entwicklungen im heutigen China.

Ein weiteres charakteristisches Element in Jiagangs fotografischen Arbeiten ist die Inszenierung einer, häufig in einen traditionellen Cheongsam gekleideten, einsamen und schönen Frau innerhalb seiner panoramischen Weitwinkelaufnahmen. Diese Frauen „bedienen eine Art Urvertrauen und fungieren als Auslöser“ in seinen Bildern, sagt der Künstler. Und dennoch sind die Frauen aus einigen seiner jüngsten Arbeiten ganz verschwunden, so als ob er damit die bedrückende und scheinbar dystopische Stimmung der abgebildeten Stadtszenen noch stärker hervorheben wollte. Letztlich stellen die Bilder von Chen Jiagang ja die etwas rhetorische Frage, ob ungebremster Fortschritt tatsächlich eine lebenswerte Zukunft tragen kann.

Chen Jiagang wurde 1962 in Chongqing geboren und begann seine Karriere als gefeierter Architekt und Bauunternehmer bevor er sich der Fotografie zuwandte. 1999 zeichneten ihn die Vereinigten Nationen als einen von zwölf „Outstanding Young Architects“ aus. Jiagang war der Gründer des Sichuan Upriver Museums, dem ersten Privatmuseums in China und ist der Autor von Third Front (Timezone 8 Limited, 2007). Seine Fotografien wurden vielfach international ausgestellt, unter anderem zur Daegu Photo Biennial, im Florida Museum of Photographic Arts, der Galerie Paris-Beijing und im White Box Museum of Art in Beijing, und sind Teil wichtiger öffentlicher und privater Sammlungen. Er lebt und arbeitet zur Zeit in Peking.