A+B contemporary art freut sich, L’avventura / Die mit der Liebe spielen anzukündigen, eine von Lena Ipsen kuratierte Gruppenausstellung mit den folgenden elf teilnehmenden Künstlern: David Czupryn (1983 in Duisburg), Robert Elfgen (1972 in Wesseling am Rhein), Max Frintrop (1982 in Oberhausen), Tobias Hoffknecht (1987 in Bochum), Melike Kara (1985 in Bensberg), Valerie Krause (1976 in Herdecke), Michail Pirgelis (1976 in Essen), Dennis Scholl (1980 in Hünfeld), Jana Schröder (1983 in Brilon), Philip Seibel (1980 in Hagen) und Stephanie Stein (*1972 in Kiel).

L’avventura / Die mit der Liebe spielen referiert auf den italienischen sowie deutschen Titel des im Jahre 1960 erschienenen Films Michelangelo Antonionis, der zu einem der wichtigsten Protagonisten des Neorealismus zählt. Der Titel ist somit eine Hommage an das in Italien geborene Filmgenre des Neorealismus. Der Plot kann als Metapher für die künstlerische Suche gelten und als Erkenntnis bringend, dass die oftmals zurückgebliebene Leere, genauso bedeutungsvoll ist, wie die Sache selbst war. Film und bildende Kunst befinden sich seit der Entstehung des neuen Mediums – dem des bewegten Bildes – in einer sich gegenseitig inspirierenden Beziehung. Die Wahrnehmung der uns umgebenen Welt wird maßgeblich vom Film beeinflusst und so kommt diesem bei der Produktion ebenso wie bei der Rezeption von bildender Kunst eine entscheidende Rolle zu teil.

Die am Abenteuer partizipierenden Künstler haben zum größten Teil an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert und leben sowie arbeiten heute im Rheinland. Die gezeigten Arbeiten sind in den meisten Fällen speziell für die Ausstellung gefertigt und werden erstmalig öffentlich zu sehen sein. Die verschiedenen gezeigten Positionen zeitgenössischer Kunst der Medien Zeichnung, Malerei, Skulptur und Video erhalten einen eindrucksvollen Rahmen: Sie werden in den Räumen des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Palazzo Guaineri delle Cossere im historischen Zentrum Brescias präsentiert. Ein befruchtender Dialog zwischen in Deutschland geschaffener Kunst und italienischem Ambiente entsteht.

Der Raum nimmt in dem Entstehungs-­‐ und Rezeptionsprozess der Werke von Stephanie Stein und Tobias Hoffknecht eine besondere Stellung ein. Steins abstrakt-­‐minimalistische, filigrane Arbeiten sind präzise auf die räumlichen Parameter wie Licht und Schatten, Dimension und Bewegung abgestimmt. Gleichfalls entfalten Hoffknechts Skulpturen und Installationen ihre volle Wirkung erst in der Begegnung mit dem Betrachter, welcher entfernt an bekannte Situationen und Objekte des Alltags erinnert wird.

Auch Valerie Krauses Skulpturen zeugen von einer für die Bildhauerei existentiellen Auseinandersetzung mit Objekt, Betrachter und Raum. „Alles ist in Bewegung, und doch im Augenblick fixiert.“

Jene Beschäftigungen mit Zeit und Raum finden sich ebenfalls in der malerischen Position Max Frintrops wieder. Mit einem reduzierten Formenrepertoire gibt sich Frintrop auf der zweidimensionalen Fläche der Leinwand einer Erkundung sowie einem ironischen Spiel von Räumlichkeit hin.

Jana Schröders aktuelle Arbeiten in blauer Farbigkeit der Spontacts Series zeugen von einer Faszination für Handschriften und Doodles (Kritzelein). In einem Interview heißt es: „Primarily I like the aesthetic of lines, curls and handwriting. The movement and the materiality of handwriting and what happens, when it becomes unreadable.“

Die Arbeiten von Dennis Scholl und Philip Seibel haben eine entschleunigende Wirkung. Scholls hyperreale figurative Zeichnungen und Seibels abstrakte Tafeln fordern eine zeitintensive Herstellung wie Entschlüsselung des Bildgeschehens. Scholls Szenen lassen den Betrachter sich in collagenhaft zusammengefügten Details einer fremden Welt verlieren. Seibels glatt glänzende Oberflächen geben keine Auskunft über ihren Entstehungsprozess. Ob es sich um behandelte Holzfurniere aufgebracht auf Aluminiumwabenplatten handelt oder die holzähnlichen Strukturen auf Aluminium gemalt sind, ist nicht zu erkennen. Fragen nach Authentizität und Echtheit stellen sich.

David Czupryns illusionistische Öl-­‐ und Acryl-­‐Malerei eröffnet einen geheimnisvollen Bildraum voller trompe-­‐l’oeil-­‐artiger Arrangements aus Lianen, Stäben, Schnüren, exotischen Pflanzen und vielen weiteren Dingen vor Holz-­‐, Marmor-­‐ oder Betonimitationen im Bildhintergrund.

Robert Elfgen lässt ebenfalls mit seinen Arbeiten unterschiedlicher Disziplinen eine ganz eigene Welt entstehen. Ausgangspunkt seiner Kunst bilden oft biographische Erfahrungen, Alltagsbeobachtungen, Übergangssituationen, der Wechsel von Aggregatszuständen und der Kreislauf der Natur.

Michail Pirgelis schafft Skulpturen aus originalen Flugzeugteilen. Durch das Schneiden, Collagieren und Polieren der Flugzeugteile gewinnen diese eine Aura und Schönheit zurück, die den Objekten durch Massentourismus und der Alltäglichkeit des Flugverkehrs genommen worden scheint.

Melike Kara bewegt sich zwischen den Medien. In ihren Filmen, malerischen Werken und Skulpturen gelingt es ihr, ästhetisch poetische Bilder hervorzurufen, die den Betrachter sinnlich berühren. Fragen nach Kultur und Identität, denen Kara nachgeht, belässt sie dabei häufig offen.

Lena Ipsen, Jungkuratorin, hat an der Humboldt-­‐Universität zu Berlin Kunst-­‐ und Bildgeschichte studiert, lebt und arbeitet in Berlin.

Palazzo Guaineri delle Cossere

Contrada delle cossere, 22
Brescia 25121 Italien
Tel. +39 030 5031203
gallery@aplusb.it
www.aplusb.it

Öffnungszeiten

Donnerstag - Donnerstag
Von 15.00 bis 19.00 oder nach Vereinbarung

Abbildungen
  1. Dennis Scholl, Bild für die Mönche (Die Energie der Krise), 2014, 100 x 150 cm, grafite su carta
  2. David Czupryn, untitled, oil on canvas, 130 x 70 cm, 2013
  3. Dennis Scholl, Bild für die Getäuschten (Zettels anderer Traum) 81 x 57 cm, Grafite su carta, 2013
  4. Max Frintrop, Fury, 190 x 150 cm, Acryl Tusche Firnis, auf Baumwolle, 2014
  5. David Czupryn, untitled, oil on canvase, 200 x 155 cm, 2013
  6. Philip Seibel, Tafel Nr.19, 2013, wooden veneer and lacquer on aluminium honeycomb panel, 205 x 135 cm