Stanley Whitneys charakteristische Farb-Abstraktionen machen die Farbe selbst zum Gegenstand der Malerei. Mit Philip Guston als Mentor entwickelte Whitney seine konzentrierte Praxis im Umfeld der New York School und über mehrere Jahrzehnte. Einem breiten internationalen Publikum wurde er mit seiner viel gelobten Ausstellung "Dance the Orange" im Studio Museum in Harlem 2015 sowie der Präsentation seiner Bilder auf der documenta 14 in Athen und Kassel 2017 bekannt. In seiner dritten Einzelausstellung in der Galerie Nordenhake zeigt der New Yorker Künstler nun neue Malereien.

Mit dem Gedanken, „dass der Raum in der Farbe ist und nicht die Farbe im Raum“, führt Whitney die elementaren malerischen Kategorien Farbe und Form in einem flexiblen System zusammen, einem lockeren Gitter, das keine farbfreien Flächen kennt. Auf seinen quadratischen Leinwänden reihen sich dicht an dicht ausdrucksstarke Farbblöcke aneinander, überlappen sich und werden dabei durch horizontale Farbbänder gegen die Schwerkraft gestützt. Die Beschränkungen auf diese Gitterstruktur bieten ihm den Raum und Anlass für einen intuitiven Prozess, für Improvisation. Jede malerische Entscheidung erfolgt in Reaktion auf das Vorausgegangene. Ein Farbfeld reagiert auf das andere und unterscheidet sich davon in Form, Farbe und Textur sowie in seinem Verhältnis zum Ganzen. Gemeinsam erzeugen sie einen Rhythmus, einen Sound, der mal laut, mal leise, mal gepresst oder schrill wirkt. Whitney schafft ein dem Jazz verwandtes visuelles Call-and-Response-Prinzip, einen visuellen Polyrhythmus, der jedem Bild einen ganz eigenen Charakter, eine eigene Persönlichkeit und innere Spannung verleiht.

In den lyrischen Titeln seiner Bilder wie "James Browns Sacrifice to Apollo" (2008), "Goyas Lantern" (2012), "Other Colors I Forget" (2012), "Elephant Memory" (2014), "The Edge of Night" (2018) scheinen vielfältige musikalische, kunsthistorische und literarische Referenzen auf, genau so wie ein feiner Sinn für Poesie. Whitney's Malerei ist die Antithese zum „Weiß des Wals“ in Herman Melvilles Moby Dick. Sie ist direkt, ein unmittelbarer Angriff auf den Hypothalamus und zeigt Farbe als Möglichkeit, unsere Erfahrungen in der Welt zu verarbeiten.

Stanley Whitney, geboren 1946 in Philadelphia, lebt und arbeitet in New York und Solignano, Italy. Seine Arbeiten wurden seit den frühen 1970ern in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. 2015 zeigte das Studio Museum in Harlem, New York eine umfassende Überblicksausstellung seines Werkes, „Dance the Orange“. Im Jahr 2016 hatte er eine Einzelausstellung im Modern Art Museum, Fort Worth. Whitney nahm an der documenta 14 in Athen und Kassel teil (2017) und an der ‘Utopia Station’ der 50. Venedig Biennale (2003). Seine Arbeiten waren in Gruppenausstellungen in der American Academy of Arts and Letters, New York (2017) zu sehen, sowie im Camden Arts Centre, London (2016); Logan Center for the Arts, Chicago und Contemporary Art Museum of Houston, Houston (both 2014); Belvedere, Vienna (2012); The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City (2008); Orange County Museum of Art, Newport Beach (2007); Art in General, New York (1998); Institute of Contemporary Art, University of Pennsylvania (1991); The Studio Museum in Harlem, New Yorck (1981) und Aldrich Museum of Contemporary Art, Ridgefield (1976). Whitney ist Preisträger des Guggenheim Stipendiums (1996) und des Pollock-Krasner Stipendiums (2002), erhielt den First Robert De Niro Sr. Prize in Malerei (2011) und den American Academy of Arts and Letters Art Award (2010). Seine Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen wie Albright-Knox Art Gallery, Buffalo; Moderna Museet, Stockholm; The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City; Whitney Museum of American Art, New York; Philadelphia Museum of Art, Philadelphia; The Smithsonian Museum, Washington DC und The Studio Museum in Harlem, New York vertreten.