Das Ziel, die Erinnerung an Salzburgs Natur, Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte wach zu halten, führte seit der Gründung des Salzburg Museum im Jahr 1834 auch zum Sammeln kunstgewerblicher und kulturhistorischer Gegenstände. Die an Zahl und Vielfalt unaufhaltsam wachsenden Objekte wurden ab den 1970er Jahren in einer eigens eingerichteten Sammlung Kunstgewerbe gebündelt und museal betreut. 2006 erhielt sie den Namen Angewandte Kunst und Alltagskultur.

Der große Bogen, der sich über die heutige Sammlung spannt, reicht von den aus kostbaren Materialien gefertigten Pontifikalhandschuhen des Salzburger Fürsterzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau (reg. 1587–1612) aus dem Jahr 1588 bis zur farbenfrohen Salzburger Keksschachtel aus der Zeit um 1960. Es ist ein Bogen, der nicht nur die Vielfalt, sondern auch den Bedeutungs- und Wertewandel unserer „Dingkultur“ vor Augen führt.

Mit diesem breiten Spektrum an unterschiedlichsten Objekten und Artefakten bewahrt und pflegt die Sammlung in ihren Depots spannende Zeugnisse und Dokumente, die von den Menschen und ihrem Leben erzählen. Ein reicher Bestand an bürgerlicher Kleidung inklusive zahlreicher Accessoires veranschaulicht nicht nur die Mode vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, sondern vermittelt auch ein Bild von dem sich wandelnden Rollenverständnis. Die Wohnkultur wird einerseits durch kostbare Öfen, Kacheln, Tapisserien und Möbel vom Renaissanceschrank bis zum Nierentisch der 1950er Jahre, andererseits durch Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände des Alltags dokumentiert. Wie Freizeit und Vergnügen erlebt wurden zeigen Spiel- und Sportgeräte, dekorative Tabakdosen und Pfeifen, Objekte des Vereinswesens, Ballspenden, Kuriosa, Souvenirs und „Kitsch“. Einen Einblick in die sich verändernde Berufswelt geben Zunftgegenstände, Apotheker-Zubehör, medizinische Geräte und historische Handwerksgeräte. Spezialsammlungen wie die der wissenschaftlichen Geräte und Globen liefern wertvolle Informationen über die Salzburger Kulturgeschichte.

Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung der Sammlung, die zu immer größerer Transparenz beiträgt, kann die Neuerwerbungspolitik einerseits gezielt auf eine Ergänzung und Spezialisierung der gewachsenen Bestände, andererseits auf eine Erweiterung auf dem Gebiet der Alltagskultur und neuer Strömungen im 20. und 21. Jahrhundert eingehen.

Objekte der Sammlung Angewandte Kunst und Alltagskultur sind in den Schausammlungen des Salzburg Museum in der Neuen Residenz und im Festungsmuseum zu sehen. Wegen ihrer breit gestreuten Themenausrichtung wird bei verschiedensten Ausstellungen des Salzburg Museum und auch externer Museen immer wieder auf den Bestand dieser Sammlung zurückgegriffen. Aus ihm heraus entstehen aber auch eigene monografische und themenbezogene Ausstellungen.