Red Hook liegt im Südwesten von Brooklyn, gleich gegenüber von Governors Island und links unter der Manhattan Skyline, und ist eigentlich von Brooklyns hipstem Life Style ziemlich abgeschnitten, da die Metroanbindungen nicht wirklich das Viertel erreichen. So ist dieser Stadtbezirk heute einer der wenigen die noch nicht wirklich gentrifiziert sind und die noch ihren eigenen Charakter beibehalten haben.

Industriehallen, Hafenanlagen, verlassene Warenhäuser, kaputte Straßen, so stellt sich Red Hook vor, dessen Name aus der Zeit stammt, in der die Holländer noch die Mehrheit waren. Red Hook (Red= Rot, von dem roten Erdboden, und Hoek = Ecke, Winkel, Landzunge). Diese ‘Rote Ecke’ New Yorks war also lange Zeit eine weit entfernte Realität, mit eigenem Charakter und individuellen Dynamiken, die die Angleichung an die nahen reichen Viertel Carroll Gardens und Cobble Hill gebremst haben.

Seit der Gründung im 17. Jahrhundert galt Red Hook als Hafenanlage und Warenumschlagstation, und war somit, wie alle Hafenstädte, schon immer etwas verrufen und widrigen Wetterbedingungen ausgesetzt. Stark beschädigt durch den Sturm Sandy im Jahre 2012, mußte Red Hook sich zum etlichen Male wieder aufraffen, und setzt seitdem noch stärker auf Kreativität, Kultur, und kulinarische Erlebnisse. Die Zahl der kleinen Galerien, Designgeschäfte, und etliche mittlerweile national bekannte Spezialitätenhändler wachsen stetig. So zum Beispiel die Whiskey Brauerei und Schokoladenfabrik Cacao Prieto, die Kafferoesterei Red Hook Coffee Shop, die berühmte Key Lime Pie Bakery von Steve und nicht zu vergessen der Lobster Pound, wo man frischen Hummer zu günstigen Preisen und im familiären Ambiente verzehren kann. Der drang der New Yorker, immer neue Gegenden zu erkunden, und sich von Manhattan und seinem hektischen Trubel zu entfernen, unterstützen dieses Wachstum außerdem.

Unter dem kulturellen Aspekt gesehen ist Red Hook auch im kommen. So war die Eröffnung von Pioneer Works in einer alten Fabrikhalle ein Meilenstein für das Viertel. Gegründet von dem Künstler Dustin Yellin, bietet das umgebaute Warehouse heute Platz für Künstlerstudios und Ausstellungen, Konzerte und Diskussionsforen, und will ein Zentrum nicht nur für Kunst und Kultur sein, sondern auch für Wissenschaft, Bildung und soziale Innovation. Abgesehen von monatlichen Ausstellungen findet jeden zweiten Sonntag im Monat „Second Sundays“ statt, ein Tag der offenen Tür an dem die Künstler Ihre Werke ausstellen können und an dem im Garten Partys und Musikveranstaltungen statt finden. Die Idee die hinter Pioneer Works steckt ist also nicht nur Ausstellungsfläche und Eventorganisation anzubieten, sondern vor allem Platz für eine kreative Community mit dem Ziel eine komplexere und kreativere Gesellschaft zu schaffen.

In einer ähnlichen Lokation ist die Brooklyn Waterfront Artists Coalition, ein Kunstverein der junge Künstler und kreative Leute fördert und Ausstellungsraum bietet. Es folgen eine Galerie für Induit Kunst, eine Glasbläserei, eine Kunsttischlerei, -Schmiederei und ein Grafiklabor/Druckerei, neben weiteren traditionell geführten Kunstgalerien. Die verlassenen Gebäude und etwas verwahrlosten Straßen bieten zu dem auch noch gefundenes Zuhause für Graffitti-Künstler die endlich Raum haben um Ihre Kreativität ausleben zu können. Und all dies am Ufer direkt vor der Freiheitsstatue.

Es lohnt sich also einen Tag in Red Hook zu organisieren und die Anfahrt auf sich zunehmen. Und man sollte auf jeden Fall Zeit einplanen, eine Fotokamera einpacken und hungrig losfahren, um den unzähligen kulinarischen Verführungen gewissenslos nachgeben zu können.