China und Europa verbindet eine lange Tradition des wechselseitigen Kulturaustauschs. Besonders intensiv war dieser Austausch während der Qing-Dynastie (1644–1911), die als eine der kulturellen und politischen Hochphasen der chinesischen Geschichte gilt. Erlesene Geschenke wurden ausgetauscht. Europäische Gesandtschaften versuchten, offizielle Handelsbeziehungen mit China aufzubauen. Doch vergeblich – von einem Handelshafen in Kanton abgesehen, verweigerte das Chinesische Kaiserreich die Öffnung, obwohl es sich durchaus an europäischem Wissen, an Kunst und Kultur interessiert zeigte.

Den Facettenreichtum dieser gegenseitigen Faszination veranschaulicht die Ausstellung anhand von Exponaten aus dem Zeitraum von 1669 bis 1907. Viele der knapp 100 Objekte können der „Chinoiserie“ oder der sogenannten „Europerie“ zugeordnet werden, weil sie Aufschlüsse über ein frühneuzeitliches Chinabild in Europa liefern und ebenso das damals in China herrschende Europabild nachzeichnen. Neben eindrucksvollen Gemälden und exquisiten Porzellanobjekten, aber auch der Tür einer prunkvollen chinoisen Wandvertäfelung, bilden großformatige Kupferstiche und Fotografien einen der Höhepunkte der Ausstellung. Sie zeigen die „europäischen Paläste“, die Kaiser Qianlong (r. 1736–1795) in einem seiner Parks bei Peking errichten ließ. Heute existieren diese Paläste nur noch als Ruinen, weil britische und französische Truppen die weitläufige Gartenanlage im Rahmen des Chinafeldzugs von 1860 zerstörten und auch die Paläste niederbrannten. Überraschenderweise erzeugten sie so jedoch ein als malerisch erachtetes Motiv, das ab 1870 unter europäischen Fotografen äußerst beliebt war.

Die Wechselseitigkeit – und auch die Wechselhaftigkeit – des kulturellen Austauschs zwischen China und Europa ist bisher kaum beachtet und ausgestellt worden. Auf beeindruckende Weise bezeugen die ausgewählten Objekte das langlebige und gegenseitige Interesse an der jeweils anderen Kultur. Darüber hinaus wird nachvollziehbar, wie sich das Verständnis Europas von China, aber auch das Verständnis Chinas von Europa im Laufe von 250 Jahren änderte.

Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit der Max-Planck-Forschungsgruppe „Objects in the Contact Zone. The Cross-Cultural Lives of Things“ des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut.