VW (VeneKlasen/Werner) freut sich, eine Ausstellung mit neuen Werken von Markus Lüpertz zu präsentieren. Nach seinem im letzten Jahr realisierten Projekt im Paul-Löbe-Haus, wo er das deutsche Grundgesetz malerisch in Szene setzte, ist die Präsentation Neue Bilder die erste bedeutende Galerieausstellung des Künstlers in Berlin seit mehr als fünf Jahren.

Erstmals 1968 in der Galerie Michael Werner ausgestellt, hat sich Markus Lüpertz seitdem als ein kompromissloser Künstler von provokativem Gestus bewiesen, der sich sowohl im Bereich der Malerei, als auch der Skulptur, Zeichnung und Poesie profiliert hat. Eindeutig räumt er jedoch der Malerei den Vorrang in seinem künstlerischen OEuvre ein, wovon auch die Ausstellung in der Galerie VeneKlasen/Werner zeugt, wo jüngst entstandene Gemälde die Wände säumen.

Seinen Drang zum Malen beschreibt Markus Lüpertz als einen „Defekt“, wie die Perle in der Auster. Die Perle, ein seltenes, unvorhersehbares und scheinbar nutzloses Zufallsprodukt, das den Menschen durch Reinheit und Schönheit fasziniert, entpuppt sich als Mechanismus, der das organische Gebilde vor Eindringlingen schützt und ihr Überleben sichert. Die Malerei erweist sich folglich als lebensnotwendig, doch nicht allein für den Künstler. Denn Lüpertz betont die gesellschaftliche Relevanz der Malerei, die aus seiner Sicht einen wesentlichen Teil der Kultur darstellt, wie „die Luft zum Atmen“. Den Entwicklungsstand der Kultur knüpft Lüpertz schließlich an die Entwicklung der Malerei. Diese Interdependenz führt unmittelbar zu des Künstlers Leitfaden: „Kultur ist alles“. Mit der Malerei reflektiert und definiert Lüpertz seine Umwelt. Sie bildet das Medium, auf dem sich des Künstlers Vokabular entfaltet, das die Welt nicht allein konsumierbar sondern wahrnehmbar mache.

In der abstrakten Malerei drückt sich, so erzählt Lüpertz, die Auseinandersetzung mit seinem „Defekt“ aus. Lüpertz‘ Wertschätzung des Klassizismus und sein beständiges Interesse an dem Verhältnis von Abstraktion und Figuration bilden das zentrale Anliegen der präsentierten Werke. Der Künstler wählte die klassische Vision von Arkadien als Kulisse für die großformatigen Werke, deren Titel seine Faszination für Sagen und Figuren der griechischen Mythologie widerspiegeln. Bewusst bricht Lüpertz mit der klassischen Darstellungsweise mythologischer Szenerien, indem er Körper fragmentiert oder der Ikonographie zuwiderlaufende Elemente in die Sujets integriert, wie beispielsweise Tierschädel und Stahlhelme – wiederkehrende Motive aus dem langjährigen OEuvre des Künstlers. Das Malen, so Lüpertz, ist ein angeborener, charakterbildender „Defekt“, der nicht erlernt werden jedoch verloren gehen könne. Es bedarf der Disziplin und einer permanenten intellektuellen Stimulierung, um diesen „Fehler“ zu bewahren. „Der Faden des Denkens darf nicht abreißen“, so Lüpertz.

Markus Lüpertz wurde 1941 in Liberec, Böhmen, heutige Tschechische Republik, geboren. Er studierte an der Werkkunstschule Krefeld sowie an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er 1987 zum Direktor berufen wurde und dieses Amt bis 2009 führte. Markus Lüpertz wurde mit renommierten Auszeichnungen geehrt, unter anderem dem Preis der Villa Romana, dem Preis des Deutschen Kritikerverbandes und dem Julio-González-Preis. Bedeutende Retrospektiven seines künstlerischen Werks wurden gezeigt in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn (2009); Gemeentemuseum, Den Haag (2011); Museo de Bellas Artes, Bilbao (2014) und in der Eremitage, St. Petersburg (2014). Markus Lüpertz lebt und arbeitet in Düsseldorf und Berlin.