Schwarz und Weiß - dies sind die beiden Nichtfarben im Farbenkreis. Sie stehen für den extremen Gegensatz und werden durch viele Kulturen hinweg als Zeichen für Polarisierungen verwendet. Die schwarzweißen Bilder zeichnen sich oft durch starke Kontraste aus und bilden eine Metapher für Licht und Dunkelheit, Leben und Tod, Glück und Trauer. In der Kunstgeschichte haben Victor Vasarely und die Op Art Bewegung mit den Nichtfarben unser Sehen in Bewegung versetzt. Der Künstler Kasimir Malevich hat im Jahr 1915 sein „Schwarzes Quadrat auf weißem Grund“ ganz pragmatisch als die Ikone der Moderne festgehalten. Und was lässt sich leichter unterscheiden als schwarz auf weiß?

Die Ausstellung „Behind the Non Colours“ umfasst Arbeiten von fünf Künstlern und zeigt anhand von unterschiedlichen Medien und Gattungen wie schwarz und weiß zusammenspielen, zueinander auf Distanz gehen und sich dann wieder aufeinander zubewegen. Der italienische Künstler Vittorio Gui (London) benutzt die Fotografie, um das alltägliche Leben in seiner ruhigen und ästhetischen Form darzustellen. Er löst Naturelemente, wie z.B. eine Blume, aus deren realem Umfeld und stellt die Schönheit der Blüten auf einem schwarzen Hintergrund dar. Durch den scharfen Schwarz-Weiss-Kontrast wird der Moment des Aufblühens hervorgehoben und angehalten. Die aus Berlin stammende Künstlerin Denise Winter (Berlin) isoliert Schatten und Umrisslinien aus ihrem ursprünglichen Kontext und projiziert die architektonischen Elemente als eigenständige Formen. Ihre Videoinstallation wurde aus der Perspektive der im Zug reisenden Personen aufgenommen und stellt ein bewegendes Landschaftsmotiv dar. Das klassische Landschaftsmotiv wird durch die Bewegung zerstört und kommt dem Betrachter vollkommen verfremdet vor. Dieser isoliert sich von der Vorstellung der realen Landschaften und nimmt nur die rasche Bewegung mit wechselnden Lichtquellen wahr. Erst am Ende der Zugreise wird für eine Sekunde das Standbild einer Landschaft in schwarz - weiss sichtbar gemacht.

Der israelische Künstler Guy Avital (Tel Aviv) visualisiert einen Prozess von Aufbau und Zerstörung. Die Grenzen zwischen Realismus und Abstraktion bleiben in seinen Arbeiten offen. Er benutzt unterschiedliche Materialien und collagiert sie zu einem Ganzen, wie z.B. seine übermalten Fotofragmente eine geometrische Struktur sichtbar machen. Es offenbart sich ein Wechselspiel zwischen strengen geometrischen Formen und abstrakten formsprengenden Malereien. So werden in Avital's Arbeiten nicht nur die unterschiedlichen Medien zusammen gebracht, sondern es entsteht ein komplexer Dialog der kontroversen malerischen Formen. Die aus der Ukraine stammende Künstlerin Iryna Pryval (München) stellt die Farbformen in ihrer Beweglichkeit und Lebendigkeit dar. Ihre Arbeiten sind dreidimensional. Der Betrachter scheint sich in den massiven Farbüberlagerungen zu verlieren. Lediglich die Skulptur eines Hundes steht für den Bezug zur Realität und verdeutlicht den Kontrast zu irrealen und verfremdeten Formen. Die sich ergebende Spannung aus einer ästhetischen Bildsprache, experimenteller Materialkombinationen und dem Zusammenspiel von Leichtigkeit, Ironie und Tiefgründigkeit werden offenbar.

Die Künstlerin Aliki Braine (London) verwendet die Fotografie als Möglichkeit, Bilder von Landschaften in ihrer Ausdehnung zu zügeln und einzugrenzen. Gleichzeitig konzentrieren sich ihre Arbeiten darauf, die Fotografie als Objekt an sich in den Vordergrund zu stellen. Nach dem Fotografieren beschädigt die Künstlerin systematisch die Negative, um das ursprüngliche Bild dadurch drastisch zu verändern. Braine versucht mit der Illusion des fotografischen Bildes zu brechen, indem sie die Negative mit einem Locher und schwarzer Tusche bearbeitet, sowie Teile des Bildes mit runden Aufklebern auslöscht.

Die in der Ausstellung vereinten Künstler übersetzen Formen und Muster, die uns auch außerhalb der Kunst nachhaltig prägen, in eine eigene komplexe Bildsprache und verdichten diese Vorgaben zu einer nur innerhalb der Kunst möglichen ästhetischen Erfahrung.

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