Die Galerie Eva Presenhuber freut sich die vierte Einzelausstellung des in New York lebenden Künstlers Liam Gillick zu präsentieren.

Dies ist eine Ausstellung von Unterbrechungen, sekundären Bestandteilen und Demonstrationen. Sie schlägt Zeit tot und lenkt die Aufmerksamkeit gleichzeitig auf die konzeptionelle Arbeitsgrundlage des Künstlers, der sich anstelle von Konsum für Produktion, für neue Arbeits- und Lebensformen interessiert.

Die Ausstellung konzentriert sich auf Arbeiten, die Sound und Film einbeziehen. In der Galerie befinden sich drei Strukturen – zwei audiobasierte und eine videobasierte –, die als Träger jeweils eine Auswahl an Arbeiten präsentieren. Eine Steuerung erlaubt den Besuchern, den Ausstellungsinhalt einer vorprogrammierten Zeitsequenz folgend zu erkunden. Die Arbeiten werden unterbrochen, sobald die Aufmerksamkeit von einer der Strukturen zur einer anderen wechselt.

Die Arbeit mit Sound und Video war in den letzten zwanzig Jahren ein weniger bekannter Aspekt im Œuvre Liam Gillicks. Er hat bereits seit den 1990er Jahren Soundtracks für unterschiedliche Filme wie z.B. „Vicinato 2“ oder verschiedene Filme von Sarah Morris geschrieben und performt. Seit dem Beginn seines Kunststudiums in den 1980er Jahren hat Gillick außerdem eine Reihe eklektischer Filme und Videos produziert, die häufig die konzeptionellen Anliegen im Zentrum seiner Arbeit hervorheben.

Während die Filme und Videos bereits in unterschiedlichen Ausstellungskontexten gezeigt wurden, werden sie nun zum ersten Mal in einer Ausstellung zusammengeführt.

Die Ausstellung setzt sich aus drei übergeordneten strukturellen Komponenten zusammen. Am Eingang der Galerie steht ein audiophiles Hifi-System auf farbigen Plexiglasplatten: Die Arbeit mit dem Titel „David (Soundtracks)“, 1999, wurde ursprünglich als Teil einer Einzelausstellung im Frankfurter Kunstverein gezeigt. Das System dient als Träger, auf dem verschiedene Soundtracks, Kompositionen und Fragmente des Künstlers abgespielt werden können. Einige fanden als Soundtracks Verwendung, andere wurden als Signale oder Unterbrechungen eingesetzt. Eine kurze Auswahl von mehreren hundert Kompositionen ist hier einprogrammiert.

Das zweite Element der Ausstellung ist ein Konzertflügel, der in der Mitte der Galerie steht. Schwarzer Schnee fällt seicht auf den Flügel, während er von alleine spielt. Die Arbeit, „Factories in the Snow (Il Tempo Del Postino)“, 2007, war ursprünglich Teil der theaterbasierten Ausstellung „Il Tempo del Postino“ und Teil des ersten Manchester International Festival (2007). Eine angepasste Form der Arbeit war anschließend Teil von Philippe Parrenos Ausstellung „Anywhere Anywhere out of the World“ im Palais de Tokyo (2013). Der Flügel ist ein Disklavier. Es reproduziert den Versuch des Künstlers, den portugiesischen Revolutionssong „Grândola, Vila Morena“ von Zeca Afonso aus dem Gedächntnis zu spielen. Während „Il Tempo Postino“ wurde die Arbeit in den Pausen der laufenden Veranstaltung gespielt. Je länger das Klavier spielte, desto wahrscheinlicher wurde es, den Song zu erkennen, der auf den Anfang der portugiesischen Nelkenrevolution von 1974 anspielt.

Das dritte Element der Ausstellung ist eine Serie von Filmen, die von 1994 bis heute entstanden sind. Die Auswahl beinhaltet Kollaborationen mit Angela Bulloch und Anton Vidokle sowie einen aktuellen Film Gillicks über den britschen Künstler Richard Hamilton. Desweiteren werden„Margin Time“ und „The Heavenly Lagoon“ gezeigt, Filme, die neue Meditationsformen und gegenwärtige Produktionsprozesse thematisieren.

Zwei Wandtexte vervollständigen die Ausstellung. Eine stammt aus der Ausstellung im Frankfurter Kunstverein von 1999 und bezieht sich auf einen Witz über Stanley Kubrick und Steven Spielberg. Gillick wuchs in der Nähe von Kubricks Wohnort auf; sein Vater arbeitete für die Firma, die das Metall für den Bau des Raumstation-Sets im Film „2001: Space Odyssee“ lieferte.

Der zweite Text stammt aus dem nicht zur Veröffentlichung bestimmten Manuskript „Construction of One“ alias „Construccion de Uno“ (seit 2005) – einer dystopischen Geschichte, die einer Gruppe Arbeiter dabei folgt, wie sie eine ehemalige Fabrik wiederbesetzen und versuchen, sämtliche Verflechtungen von Produktion und Konsum aufzulösen.

Liam Gillick hatte bereits zahlreiche internationale Ausstellungen. Ausgewählte institutionelle Einzelausstellungen sind: Campaign: An Exhibition in Four Moments, Museu Serralves, Porto (2016); What’s What in A Mirror, Dublin City Gallery - The Hugh Lane, Dublin (2016); All-Intimate-Act, Stedelijk Museum und Holland Festival, Amsterdam (2015); From 199C to 199D, Le Magasin, Grenoble (2014); From 199A to 199B: Liam Gillick, Hessel Museum of Art, Bard College, New York (2012); A Game of War Structure (site-specific work), Irish Museum of Modern Art, Dublin (2011); One long walk... two short piers, KAH, Bonn (2010); Three Perspectives and a Short Scenario, Kunsthalle Zürich (2008); McNamara Motel, CAC Centro de Arte Contemporáneo, Malága (2005) und Projekts 79: Liam Gillick: Literally, MoMA QNS, New York (2003). Im Jahr 2009 vertrat Gillick Deutschland auf der 53. Biennale in Venedig. Er nahm an der 50. Venedig Biennale (2003) und in documenta X (1997) teil. Vor kurzem nahm Gillick an der 6. Moskauer Biennale, der 10. Istanbul Biennale und der 14. Istanbul Biennale teil. Gillick war der künstlerische Leiter des Okayama Art Summit im Jahr 2016.

Im Sommer 2017 wird die Kult-Band New Order, das Studio 1 der Old Granada Studios in Manchester (UK) für eine ganz besondere Serie von Performances in Zusammenarbeit mit Liam Gillick besetzen. „This MIF world premiere will see New Order deconstructing, rethinking and rebuilding a wealth of material from across their career for audiences of just 1200 a night. Inspired by this reinvention of the band’s catalogue, Liam Gillick will be transforming the historic space at Old Granada Studios into an immersive environment, creating a stage set that responds dynamically to the music.„