In der Ausstellung Restlessness ist eine Auswahl von Arbeiten des Antwerpener Künstlerpaars Carla Arocha & Stéphane Schraenen sowie des Luzerner Künstlers Markus Döbeli zu sehen. Die Ausstellung will keine den Künstlern gemeinsame thematische oder stilistische Eigenschaften darstellen, sondern vielmehr testen, was mit den Arbeiten von Arocha-Schraenen geschieht, wenn sie mit denen von Döbeli konfrontiert werden: Wie diverse Aspekte betont oder sie neu interpretiert werden beziehungsweise wie ihnen widersprochen wird. Obgleich die Arbeiten von Arocha-Schraenen oft aus der Wirklichkeit herrühren und in ihnen Kontexte von benutzter Dinglichkeit, architektonischer Intervention und Produktdesign mitschwingen, widersteht ihre Praxis jeder thematischer Kategorisierung oder Fixierung – sie etabliert ihre Bedeutung je nach dem Ort und der Situation der Ausstellung immer wieder neu. Zudem untergräbt ihre Praxis den Begriff eines subjektiven Stils, da die Arbeiten hauptsächlich von elementaren, unpersönlichen geometrischen Formen bevölkert und fast vollkommen in technische Produktionsformen assimiliert sind, ganz ohne menschliche Intervention. Döbeli’s künstlerische Praxis dagegen dekonstruiert die Konzepte von Thema und Stil vollkommen anders.

Sein malerisches Werk ist fundamental und radikal nichtgegenständlich und entzieht sich jeglicher Thematisierung oder Bedeutungszuweisung. Sein Werk ist vollkommen abgetrennt von der Geschichte, existiert außerhalb von Geschichte, darstellbarer Realität und Sprache. Als Praxis eines abstrakten Malers, der in einem architektonischen Maßstab arbeitet, könnte Döbeli’s Arbeit auf den ersten Blick fälschlicherweise mit dem Erbe des Action Painting assoziiert werden, aber ein genauerer Blick offenbart, dass er kein gestischer Maler ist, ganz im Gegenteil. Somit deutet Döbeli’s Arbeit eine unerschöpfliche, wechselseitige Bewegung zwischen Zufall und Autorenschaft beziehungsweise beabsichtigtem Effekt an, sie reagiert auf die Ausdehnung frei fließender Farbe nach dem Gesetz von Schwerkraft und Verteilung, wird aber auch davon bestimmt.

Der Ausstellungstitel Restlessness möchte die ausgestellten Werke und auch das Narrativ ihrer Entfaltung im Raum aus der Perspektive der Grenzenlosigkeit, Agitation, Unbestimmtheit und Transgression herausstellen. Er möchte den Blick des Betrachters und seine Aufmerksamkeit darauf lenken, wie die Spiegelarbeiten von Arocha-Schraenen die Definition von Raum überschreiten, wie sie den Raum, in dem sie installiert sind, strecken und ausdehnen und dabei die Unterscheidung zwischen innen und außen verschwimmen lassen; sie soll zeigen, wie, indem sie die Bewegungen und das Bild als des Betrachters als einen ergänzenden, aktivierenden Faktor mit einbeziehen, die Spiegelarbeiten eine fortlaufende Sequenz von Erscheinen und Verschwinden sind, die sie, und das gesamte Werk des Duos, jenseits der Kategorien von abstrakten oder repräsentativen Darstellungen situiert.

Der Titel Restlessness möchte den Blick und die Aufmerksamkeit der Betrachter darauf lenken, wie die Lithografien von Arocha-Schraenen aus sich in einem Zustand des Wachstums und der Veränderbarkeit befindenden kreisförmigen Konfigurationen bestehen. Er möchte den Blick und die Aufmerksamkeit des Betrachters darauf lenken, wie Döbeli’s Malereien uns dazu zwingen, Materie und Farbe getrennt von den Einschränkungen von Form und Gestalt zu begegnen, uns mit der chaotischen Schönheit der unbegrenzten Oberflächen dieser Bilder auseinanderzusetzen, uns auf ihre undisziplinierte Art einzulassen, in der sie zwischen allen Phasen von Materie sind, und uns gefangen zu lassen von ihrer rein sinnlichen und undifferenzierten Räumlichkeit.