In seiner Aesthetica von 1750 benutzt Alexander Gottlieb Baumgarten das Wort “Konfusion” in Verbindung mit Repräsentation. Terry Eagleton erklärt in dieser Hinsicht, dass “die Elemente einer ästhetischen Repräsentation in ihrer organischen wechselseitigen Durchdringung sich jener Zergliederung in diskrete Einheiten widersetzen [...] Das aber heißt nicht, daß derartige Repräsentationen obskur wären. Im Gegenteil, je «konfuser» sie sind – eine je größere Einheit in der Vielfalt sie erreichen –, desto klarer, vollkommener und bestimmter werden sie.”

Betty Woodmans Keramikarbeiten bezeugen diese “Konfusion”, gemeint ist keinesfalls das “Durcheinander” sondern die “Fusion”. Sie sind Mischformen von unendlichen Anregungen. Woodmans Interesse an Keramik begann Mitte der 1940er Jahre, als sie das magische Potenzial von Ton und Glasuren entdeckte. Bis heute setzt sie ihr Forschen und Variieren in ihrer künstlerischen Arbeit fort. Durch ihre Faszination an minoischer, etruskischer, griechischer, römischer Kultur (nur um ein paar zu nennen) konnte sich Betty Woodman in der Welt der Keramik, die damals hauptsächlich von Männern dominiert war, positionieren.

Während des Pattern and Decoration movement, eine Bewegung, die in den 1970er Jahre sichtbar wurde und einerseits mit der feministischen Kunst verbunden war, anderseits sich gegen den Minimalismus und die Konzeptkunst stellte, gelang es ihr, eine Praxis zu erschaffen, die eine Brücke zwischen dem Kunsthandwerk und der etablierten Kunst schlug. In der Tat, während sie durch die Funktionalität der Objekte bezaubert war, wollte Woodman nicht, dass ihre Arbeiten in der Wahrnehmung nur auf diese reduziert wurden. Und genau aus diesem Grund fing sie an, das Gefäß als Thema zu erforschen und es als Leinwand zu verwenden. Durch die Abkehr von der traditionellen Keramik begann Betty Woodman dessen Kanon anzuzweifeln und sie schuf Objekte, die mit einem barocken Ansatz wahrgenommen wurden, sozusagen “in Bewegung”, als Zusammenstoß der Kräfte. Weit entfernt Monolithen zu sein, ändern sich ihre Gefäße radikal nach der Perspektive, von der aus sie betrachtet werden. Häusliche Sujets werden in einer Brancusi-artigen Unendlichkeit und Vielfältigkeit repliziert. Hier ist Wiederholung keine Wiederholung des Gleichen, sondern (in einer Deleuze’schen Akzeptanz) eine Wiederholung, die ihre eigene Veränderbarkeit verbirgt und durch Differenz dynamisch wird.

Der Tisch, in Matisse’scher Manier gekippt, die karierte Decke, das Fenster, der Teppich, sie gehören alle zur Innenausstattung, von der Betty Woodman sich inspirieren lässt. Sie sind Gegenstände und Theater des vorstellbaren Universellen und doch subjektiv Privaten, das an die Rituale und Muster der Geselligkeit, die von der Künstlerin geschätzt wird, erinnern. In Florentine Interiors ist das Gefäß nicht mehr nur ein Objekt mit Funktion. Es wird zur Skulptur, zur Malerei und kann überall platziert werden: auf einem Tisch, auf einem Teppich, vor dem Fenster. Das Eine generiert das Andere, die Vase wird zum Raum, zur Architektur, zum Theater, zur Illusion und kehrt zu sich zurück.

Betty Woodman (geb. 1930 in Norwalk, CT, USA; lebt und arbeitet in New York und Antella, Italien). Ihre Arbeit wurde in einer umfangreichen Retrospektive im The Metropolitan Museum of Art in New York 2006 und im Museo Marino Marini, Florenz 2015 gezeigt. Die Ausstellung wurde 2016 vom ICA, London übernommen.