Die Musik von New Orleans beinhaltet viele verschiedene Stilrichtungen die sich oft an alte Traditionen anlehnen. Als Erstes denkt man natürlich an Jazz, denn man sieht die Stadt als ihren Geburtsort an. Die Jazz Tradition von New Orleans stellt sich in verschiedenen Formen dar, mit Variationen vom frühesten Dixieland, über Blues bis hin zu anderen Formen wie Funk und Hip Hop. Die Stadt war über die Jahrhunderte so vielen verschiedenen Ländern und Kulturen ausgesetzt dass sich ein reiches kulturelles Klima gebildet hat welches sich in den letzten Jahren auch in der Kunst widergespiegelt hat.

Als im Sommer 2005 der Sturm Katrina die Stadt fast ganz unter Wasser begrub, und mit sich einen bisher nicht verzeichneten Schaden anrichtete, stellten sich viele Fragen bezüglich des Wiederaufbaus und der eigentlichen Stadtgeschichte, sowohl die der kulturellen Ungleichheiten. Dan Cameron, ein international renommierter Kurator und Jazzliebhaber, besuchte die Stadt im Frühling 2006, um an einer Konferenz über die Rolle der Kunst und der Künstler am Wiederaufbau der Stadt teilzunehmen. Als Kurator der Taipei Biennale und der Istanbul Biennale hatte Cameron persönlich erfahren können welche finanziellen und kulturellen Vorteile solche Ausstellungen in den Herbergsstädten haben können, und erkannte dass die Vereinigten Staaten bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Biennale hatte, die eventuell mit europäischen, asiatischen oder südamerikanischen Veranstaltungen zu vergleichen wäre. Die Idee der New Orleans Biennale war geboren, denn Katrina’s schwerwiegende Schäden stellten einen interessanten und nahrhaften Boden für ein solches Projekt dar. In Zusammenarbeit mit der Philanthropisten Toby Devan Lewis entstand Prospect New Orleans.

Prospect 1 war die erste Ausstellung die 81 Künstler in 24 verschiedenen Orten der Stadt ausstellte und von Workshops und pädagogischen Veranstaltungen begleitet wurde. Seitdem ist die Biennale stetig gewachsen und wird in diesem Herbst ihren vierten Auftritt haben. Unter dem Titel ‘Prospect 4: The Lotus in Spite of the Swamp’ (oder kurz gesagt P.4) werden von November 2017 bis Februar 2018 73 lokale, nationale und internationale Künstler ihre Werke präsentieren und die Traditionen der Stadt (Kunst, Kultur und Musik) miteinander vereinen. Da 2017 mit dem 300. Geburtstag der Stadt New Orleans übereinstimmt, wird besonders viel Wert auf Künstler gelegt, die mit der Stadt und Ihrer Geschichte einen Zusammenhang haben und/oder darüber berichten, wie zum Beispiel Projekte und Werke die das Konzept von Global South erfassen und weiterverarbeiten.

Der Titel der Biennale ist an der Lotosblume inspiriert die dafür bekannt ist in Moorgebieten und Schmutzwassern zu gedeihen und aufzublühen. Seine Fähigkeit Schmutz von sich zu weisen lässt den Lotos in vielen Kulturen zum Sinnbild für Reinheit, Treue, Schöpferkraft und Erleuchtung werden. Es erinnert uns daran dass Kunst aus der Tiefe von Schwierigkeiten und Desolation Kraft schöpfen und neues Licht bringen kann.

Wie in keiner anderen Stadt Amerikas ist Musik und Kunst ein so synkretisches und synthetisches Thema, und die reiche Vielfalt von New Orleans ist in einer langen Geschichte der menschlichen Interaktionen verwurzelt, einschließlich der Kolonisation, des transatlantischen Sklavenhandels, der Wellen der Migration und der Verschiebung und des Golfküstenhandels, der von der Position der Stadt als der größte Hafen des amerikanischen Südens getragen wird. Viele Künstler in Prospect 4 erforschen verwandte Themen und verbinden sie mit zeitgenössischen Geographien und Kulturen auf der ganzen Welt.

Während die teilnehmenden Künstler eine breite Palette internationaler Perspektiven präsentieren werden, wollen die Werke und Ausstellungen mit der Stadt New Orleans - ästhetisch, musikalisch, kulturell, geistig, historisch und umweltfreundlich - in Resonanz treten. Die Biennale zielt auf eine erhöhte Dichte und Verknüpfung zwischen ihren rund zwanzig Veranstaltungsorten, von großen Museen bis zu öffentlichen Standorten, verbunden durch gekennzeichnete Pfade die die Navigation der Stadt erleichtern werden. Prospect 4 wünscht sich dass die Besucher eine einzigartige Erfahrung von der reichen und vielfältigen Kultur von New Orleans erhalten werden. Die Biennale wird am 18. November eröffnen und bis zum 25. Februar zu sehen sein.