Anders als in den meisten Kupferstichkabinetten geht es in der Grafischen Sammlung des MKG weniger um den freien künstlerischen Ausdruck auf dem Papier, sondern in erster Linie um die angewandte Grafik - um Zeichnungen und Druckgrafiken, die eine Funktion im Alltag haben.

Das reicht von der kleinen Briefmarke bis zum großen Plakat. Die Keimzelle der Sammlung sind die Ornamentstiche. Sie versorgten vom späten 15. bis zum 19. Jahrhundert die Handwerker in der Provinz mit Informationen über neue Ornamentformen und die Gestaltung schicklicher Gegenstände. Ganz im Sinne dieser Tradition begann die Grafische Sammlung als Vorlagensammlung für die dem Museum angegliederte Gewerbeschule. Schon bald verselbständigte sie sich. Nachlässe wurden erworben, Entwurfszeichnungen gesammelt, zahlreiche Sammler und Designer halfen mit Stiftungen. Es entstand eine Sammlung von über 250.000 Blatt (ohne Plakate), die die große Vielfalt des Grafikdesigns zwar nicht lückenlos, aber doch in großer Breite, darzustellen vermag.

Es bildeten sich so verschiedene Schwerpunkte heraus wie historische Ereignisblätter und Karikaturen, typografische Entwürfe oder Illustrationen für Buch- und Zeitschriftentitel. Daneben gibt es Sondersammlungen beispielsweise von Kalendern, Menükarten oder Exlibris. Umfangreiche Nachlässe – etwa von Carl Otto Czeschka (1878-1960), Alfred Mahlau (1894-1967) oder Oskar Hermann Werner Hadank (1889-1965) bilden besondere Schwerpunkte. Die Lichtempfindlichkeit von Papier erlaubt das dauerhafte Ausstellen einzelner Werke nicht. Dafür sind verschiedenste Bereiche der Grafischen Sammlung immer wieder in wechselnden Sonderausstellungen für die Besucher zugänglich.