Auf zwei Museumsetagen und mit rund 30 Skulpturen sowie 20 Gemälden und Bild-Zyklen tritt Markus Lüpertz in einen Dialog mit dem in der Dauerausstellung präsenten Werk von Max Klinger – und mit der Museumsarchitektur. Lüpertz ist seit langem ein großer Verehrer von Klinger. 1970 erhielt er das 1905 von Max Klinger initiierte Villa Romana-Stipendium in Florenz, den ältesten deutschen Kunstpreis. Das Museum der bildenden Künste Leipzig verwahrt eine große Sammlung von Gemälden, Skulpturen, Grafiken sowie den Originalgipsen Klingers, gleichsam die plastischen Entwürfe für seine großen Skulpturen aus Marmor und Bronze.

Beide Künstler sind als Maler und Bildhauer tätig. Max Klinger hat mit der farbigen, polychromen Skulptur experimentiert und neue ästhetische Wege beschritten. Er kombinierte unterschiedliche Materialien zu komplexen Skulpturen wie dem „Beethoven“ (1902) und Monumentalgemälden wie „Christus im Olymp“ (1897), die in keine kunsthistorische Schublade passen. Es sind Mischwesen aus Malerei und Skulptur, die man als künstlerische Installationen bezeichnen könnte. Der Künstler hing der Vorstellung vom „Gesamtkunstwerk“ an, das alle Sinne erfasst.

Ein ähnlich freies und zugleich absolutes Denken zeigt sich in den farbigen Skulpturen von Markus Lüpertz. Der Künstler schert sich noch viel weniger um traditionelle Vorstellungen von Skulptur, sondern modelliert, bearbeitet und bemalt die Figuren in zum Teil irritierender Handschrift. Wie Klinger sucht auch Lüpertz für seine weit ausholenden Bildgedanken eine Expression jenseits der engen Gattungsgrenzen von Malerei und Skulptur. Die Skulpturen von Lüpertz verletzen Tabus und klassisches Schönheitsempfinden. Aber gerade hierdurch konfrontieren sie uns, wie Durs Grünbein bemerkt hat, mit einer „tief sitzenden Triebhemmung […], die regelmäßig durchbricht bei den als grotesk und häßlich empfundenen, allzu menschlichen Formen. […] Die Figuren des Markus Lüpertz strahlen eine so drollige Hoheit und Heiterkeit aus […], weil sie um all das Niedrige und Kleinmenschliche wissen.“

Der Katalog zur Ausstellung mit Beiträgen von Ulf Jensen, James Lawrence, Jan Nicolaisen und Hans-Werner Schmidt ist im Verlag Walther König, Köln, erschienen. Die Publikation ist für 39 € im Museumsshop Wasmuth sowie im Buchhandel erhältlich.

In der Ausstellung finden zahlreiche öffentliche Führungen statt, eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.

Gefördert durch die Birkelsche Stiftung für Kunst und den Freundeskreis Max Klinger e. V., Leipzig.