Wir freuen uns, am 8. September 2017 um 18 Uhr im Rahmen der DC Open mit Form und Farbe / Analyse und Synthese unsere dritte Einzelausstellung mit Ignacio Uriarte zu eröffnen.

Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf die – einerseits – geometrischen und körperlich-skulpturalen Elemente und Qualitäten der im ersten Teil der Ausstellung gezeigten Zeichnungen und der Papierinstallation und – andererseits – auf die im zweiten Teil der Ausstellung zu erfahrende Synthese der verwendeten, gemischten Einzelfarben Schwarz, Blau, Rot und Grün, die Standartfarben der Bürowelt. Uriarte demonstriert uns also zwei unterschiedliche Modi (analytisch / synthetisch), mit Farbe und Formen umzugehen.

Schriftzeichen in den genannten Standartfarben führen in die Ausstellung ein. Jeder Zeichnung des Tetrachons ist eine Farbe und jeder Farbe ein als Zeichen bzw. Zeichenrudiment zu lesendes Element zugeordnet. Die "Zeichen" (ein "E" oder eine "3", ein "S", ein "L" oder ein "C") sind nicht eindeutig lesbar und sie wirken überdies wie zufällig auf's Blatt gefallen. Zugleich sind sie mit höchster Präzision gekritzelt. Das Kritzeln selbst, ein Zeichenprozeß, der in Uriartes Œuvre nicht unbekannt ist, ist seinerseits ein Schreiben in Andeutung.

Die anderen Arbeiten in diesem ersten, analytischen Teil der Ausstellung untersuchen „passende“ Formen für bestimmte Farben. Ein schwarzes rechteckiges Raster läßt negative Formen entstehen, wie Lichtquellen. Man kann aber auch an Fenstergitter oder Schokoladentafeln oder aufeinander gestapelte Fernseher denken. Für Uriarte jedenfalls gehörte "Schwarz" zum rechten Winkel, ganz wie die Objekte in der Montessori-Schule, die er als Kind besuchte. Rot wird bei Montessori dem Kreis zugeordnet. Dagegen zeichnet und kritzelt Uriarte eine kreisförmige Dynamik (Rote Kreuze), bei der Schritt für Schritt die beiden Achsen eines Kreuzes auseinandergefaltet werden. Fast skulptural wirken nicht nur die Blätter dieses Triptychons, sondern auch die beiden auseinandergezogenen Elemente aus Negativ und Positiv, bei denen das Blau zudem einen Verlauf zeigt, der wiederum auch eine Dreidimensionalität (Licht fällt auf eine runde Form) suggeriert. Das Grün des Ovalen Echos entstand durch Kritzeln mit zwei unterschiedlichen Stiften. Eine Art von Demonstration der Verschiedenheit im vermeintlichen gleich-Sein, die überdies an zwei übereinander gelagerte Gläser denken läßt.

Die Analyse kulminiert dann in nachlesbaren, in regelmäßigen Steigerungen bestehenden Mischungen der Arbeit Rautenquadrat. Die Grundfarben werden in jedem kleineren, nach innen versetzten Quadrat mit jeweils einer weiteren Farbe gemischt, so daß die vier Seiten des kleinsten Quadrats jeweils aus allen vier Farben zusammengesetzt sind.

Im Untergeschoss werden die vier Farben dann als schmutzige, eher malerische und nicht mehr auseinanderzuhaltende Mischungen aufgetragen. Es findet eine Schichtung von Strichen bzw. – in der Installation Thirds, Blättern mit zwei unterschiedlichen Farbtönen (warmes Weiß und kaltes Weiß) statt, die die Einzelelemente verschwinden läßt.

Während die Arbeiten aus der Gruppe Kölner Leuchten 1–7 textile Assoziationen hervorrufen, lassen die Horizonte 1–3 an Landschaften der simpelsten Art denken. Verläufe suggerieren Raum, der Verzicht auf Farbe im oberen Bereich eines Blattes entspricht dem titelgebenden Horizont einer Landschaft. Ist es niederrheinisch (Landschaft der Kindheit Uriartes), wo man schon am Samstag weiß, wer am Sonntag zum Kaffee kommt? Nein, so narrativ-anekdotisch ist er und arbeitet er nicht, aber er erlaubt mit diesen synthetischen Farbspielen derartige Assoziationen an – zum Beispiel – klassische Malerei.

Ignacio Uriarte ist für Werke bekannt, für die er seit jeher Utensilien aus der banalen Welt des Büroalltags nutzt. Durch Wiederholungen von beiläufigen Gesten und durch die Dekontextualisierung der verwendeten Materialien entstehen Arbeiten, die sich formal und inhaltlich auch auf die Minimal Art und Konzeptkunst der 1960er und 70er Jahre beziehen. Neben Zeichnungen umfasst sein Œuvre auch Installationen, Videos und Soundarbeiten.

In den letzten Jahren wurde er in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen international gewürdigt. Seine Werke be nden sich u.a. in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, den Sammlungen der Berlinischen Galerie, der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München, Museum Ludwig in Köln oder der Fundación Colección JUMEX in Mexiko. Aktuell (bis 29.10.2017) stellt er in der Gruppenausstellung Art & Alphabet in der Hamburger Kunsthalle aus.