Die Mai 36 Galerie freut sich, neue Werke des kubanischen Malers Michel Pérez Pollo zu präsentieren. Bereits in der ersten Einzelausstellung 2014 und zuvor 2012 in einer Gruppenausstellung gemeinsam mit den Künstlern Flavio Garciandía und Raúl Cordero wurden seine Arbeiten in den Galerieräumen gezeigt.

Michel Pérez Pollo (*1981 in Manzanillo/Kuba, lebt und arbeitet in Havanna) fertigt seine Werke in zwei Schritten an: zuerst entsteht ein Modell aus Ton und gefundenen Objekten, das als Vorlage für das Gemälde dient, das im zweiten Schritt entsteht. Dabei arbeitet Pérez Pollo immer in zwei Ebenen: eine gemalte Fläche im unteren Drittel des Bildes fungiert als Boden für eine dreidimensional anmutende Form im Bildvordergrund. Dadurch entstehen figurative Situationen und den im Bildraum porträtierten Skulpturen haftet eine surreale und zugleich poetische Wirkung an.

Der Titel UQBAR, den die Ausstellung in der Mai 36 Galerie trägt, bezieht sich auf die Erzählung „Tlön, Uqbar, Orbis Tertius“ des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges. Darin beschreibt dieser von einer persönlichen Anekdote ausgehend einen imaginären Ort, Planeten oder ein Land namens Uqbar - ein Platz mit Bergen und Flüssen, mit Gesetzen, Literatur, Philosophie, etc.. Die Grenzen zwischen der fiktiven Welt Uqbar und der realen Welt verwischen im Laufe der Erzählung, sodass die scheinbare Wirklichkeit und die Fiktion letztlich nicht mehr zu unterscheiden sind.

Diesen Ansatz, dass die Welt womöglich aus einer mentalen Matrix besteht, greift Michel Pérez Pollo auf und setzt sie in seinen Werken um: die Idee besteht zuerst in der Vorstellung des Künstlers und wird durch den künstlerischen Schaffensprozess tatsächlich existent. Die Frage nach der Realität ist für Pérez Pollo in der Geschichte der Malerei und ihrer Darstellung zentral. Dies spiegelt sich in seiner Arbeit wieder, die zum einen den Zweifel an der materiellen Wirklichkeit und zum anderen Gedanken impliziert, die in Form von Werken real werden. Somit etabliert Pérez Pollos Kunst die Errichtung einer imaginären Welt, die durch sich selbst existiert.

Deutlich wird dies in seiner neuen Werkserie, die sich mit der Tradition des Porträts auseinandersetzt. Dabei verwendet er Fragmente von Statuen oder Objekten, um Subjektivität zu vermeiden und Wiedererkennung unmöglich zu machen. Er abstrahiert das Porträt, das auf einer anderen Ebene stattfindet und schafft damit eine eigene Form von Porträtmalerei.

Michel Pérez Pollo studierte an der Escuela Profesional De Artes Plásticas in Holguín sowie am Instituto Superior de Arte in Havanna. Seine Werke werden international ausgestellt und sind beispielsweise ab September in der Gruppenausstellung Kunst x Kuba – Zeitgenössische Positionen seit 1989 im Ludwig Forum in Aachen zu sehen.