44 Fotografien von Edward Steichen (1879-1973), darunter 9 Originalabzüge, befinden sich seit 1980 im Bestand der Fotothek der Stadt Luxemburg. Die Ausstellung zeigt dieses Ensemble zusammen mit ausgewählten Gemälden und Skulpturen von Luxemburger Zeitgenossen des berühmten amerikanischen Fotografen, vom späten 19. Jahrhundert bis in die 1940er Jahre. Die Ähnlichkeit von Motiven und Kompositionen verdeutlicht die vielfältigen Beziehungen zwischen Steichens Fotokunst und der Malerei.

Das Konvolut bietet ein breites und vielseitiges Spektrum aus Steichens Lebenswerk. Die älteste Fotografie von 1898 zeigt ein Selbstporträt im Alter von 19 Jahren, die jüngste (von 1959) ist ein Porträt seiner dritten Frau Joanna. Als weitere Bildthemen finden sich Porträts von Persönlichkeiten, Landschaft, Stillleben, Skulptur, Architektur, Werbung, Kriegsdokumentation und Aktfotografie. Der Großteil der Bilder stammt aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 1920er Jahre, die als Steichens kreativste und bedeutendste Schaffensperiode gilt.

Steichens Karriere als Fotograf ist untrennbar von seiner intensiven Beschäftigung mit den klassischen Kunstformen der Malerei und Bildhauerei, insbesondere durch seine Freundschaft mit Rodin. Nach einer frühen Ausbildung zum Lithographen war Steichen zunächst selbst als Zeichner und Maler aktiv, machte sich aber schnell einen Namen als Fotograf. 1900 geht er nach Paris, wo er ein Studium an der Académie Julian beginnt, sich aber bald ausschließlich der Fotografie und der damals bei den Vertretern des Pictorialismus beliebten Technik des Gummidruckes widmet.

In der Auseinandersetzung mit der Malerei wollten die Pictorialisten die noch junge und zunächst als reine Dokumentation abgetane Fotografie in den Rang einer vollwertigen Kunst erheben. Dazu arbeitete man bewusst mit Unschärfe (soft focus) und Filtern, suchte durch Inszenierungen den dramatischen Effekt und manipulierte den Entwicklungsprozess mit Hilfe von Techniken, die den Fotos einen der Malerei ähnlichen Ausdruck verliehen. Steichen war zudem Mitglied der 1902 von Alfred Stieglitz gegründeten, pictorialistischen Künstlervereinigung Photo-Secession.

In den USA wirkte Steichen als Pionier für die europäische Avantgarde-Kunst seiner Zeit. Er organisierte Ausstellungen mit Arbeiten von u.a. Cézanne, Rodin, Picasso, Matisse, Manet, Renoir, Toulouse-Lautrec und Brancusi in der zusammen mit Stieglitz betriebenen Galerie „291“ in New York.

Die Ausstellung zeigt auch Beispiele von Steichens innovativer Modefotografie und seinen Starporträts, die im Rahmen seiner Tätigkeit als chief photographer des Condé Nast-Verlags ab 1923 für die Zeitschriften Vogue und Vanity Fair entstanden.