Die Ausstellung zeigt wichtige fotografischen Zyklen Barbara Wolffs (*1951), man könnte von einer kleinen Retrospektive sprechen. In quasi werkchronologischer Reihenfolge sind Auszüge aus ihren dadaistischen Collagen und Montagen à la Anton Stankowski, die Alberto Moravia (Das Paradies) gewidmet sind, zu sehen, sowie eine Serie mit außergewöhnlichen, experimentellen „fotografischen Erkundungen“ in Negativ-Positiv Belichtungen und Mehrfachbelichtungen („Translucents“), außerdem ein Tableau über das Brandenburger Tor 1985, schließlich Barbara Wolffs biografisches Werk aus Ost- und Westdeutschland, daneben ihr Langzeitprojekt aus dem brandenburgischen Sechzehneichen sowie aktuelle Arbeiten mit der Großformatkamera.

Fixpunkte im Werk von Barbara Wolff sind immer wieder Aufzeichnungen von biografischen Augenblicken und prägenden Stationen ihres Lebens in der DDR und in der Bundesrepublik – es entstehen mit persönlicher und subjektiver Bedeutsamkeit aufgeladene fotografische Momente, die den Betrachter einbeziehen in Barbara Wolffs individuelle Erfahrungswelt. Gleichzeitig gelingt Barbara Wolff auch die Abstraktion und Verallgemeinerung der persönlich-subjektiven Herangehensweise. Sie erschafft universell gültige, in ihrer Wahrheit über den Menschen berührende und so wiederum mit Bedeutsamkeit aufgeladene fotografische Momente, die durch ihre Allgemeingültigkeit eine gemeinsame Ebene und Kommunikationsmöglichkeit zwischen der Erfahrungswelt des Betrachters und der Fotografin herstellen. Diese Werke gehen über die Dokumentation der realen, objektiven Wirklichkeit hinaus. Im wortwörtlichen entscheidenden Moment gelingt es Barbara Wolff, ihre Sujets feinfühlig in hoher fotografischer Qualität und in sehr ausgewogenen Kompositionen einzufangen und mit zusätzlichen Bedeutungsebenen aufzuladen. Es entsteht eine überwirkliche, magische Welt. Dabei hat die künstlerische Sprache von Barbara Wolff, die für mich im Magischen Realismus zu verorten ist, eine starke humanistische Komponente. Viele Bilder zeigen uns Menschen in ihrer unmittelbaren und kompromisslosen Würde, im Spannungsfeld zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke.

Das Werk von Barbara Wolff und die Bandbreite der von ihr genutzen Kameras, von Kleinbild bis zur Großformatkamera, ist vielfältig in seinen Sujets und seiner Umsetzung. Dabei ist stets ihre persönliche Handschrift zu erkennen. Der Wille, Themen auf ihre eigene unverwechselbare Art und Weise zu verfolgen, bleibt immer spürbar. Und genau darum heißt diese Ausstellung „In eigener Sache“.

Barbara Wolff, 1951 in Kyritz in der brandenburgische Prignitz als Tochter des Fotografen Werner Hinz geboren, absolviert nach ihrem Abitur eine Lehre im väterlichen Betrieb und studiert von 1970 bis 1975 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Nach ihrem Diplom arbeitet sie freiberuflich als Illustratorin, Fotografin und Grafikerin. Nach einem Ausreiseantrag siedelt Barbara Wolff 1985 in die Bundesrepublik über und lässt sich in München nieder. Seit 1989 arbeitet Barbara Wolff freiberuflich als Fotografin und Grafikerin für die Linhof Kamerawerke in München und war 12 Jahre als Lhrer für Visuelle Kommunikation und Fotografie an der Designschule München tätig. Heute lebt und arbeitet Barbara Wolff in Berlin.