Im Fall der Ermittlungen wegen „Apologie des Terrorismus“ durch die peruanische Staatsanwaltschaft hat das Kulturministerium schließlich die Erstattung der Sarhua-Tafeln im Sinne des Museo de Arte de Lima (MALI) entschieden, sie waren durch eine Spezialeinheit der Polizei beschlagnahmten worden, doch der Schaden ist enorm.

Die Tafeln zeigen unter anderem Übergriffe durch das peruanische Militär während des bewaffneten Konflikts, was in Peru weiter reflexartig als Apologie des Terrorismus angegriffen wird. Vorausgegangen war eine Schmutzkampagne durch Kongressabgeordnete Fujimoris gegen die Leiterin des MALI. Es gilt den Fujimorismo sauber gegenüber jeder Anschuldigung zu halten, dafür scheint jedes Mittel recht.

In den Leserkommentaren zum Artikel von Alberto Ñiquen Guerra, der eher versöhnliche Töne anschlägt (Las tablas de Sarhua, cuando el arte peruano no es comprendido por los peruanos), wird es als ein böswilliger Akt von ignoranten Bürokraten die aus niederen Bildungsschichte kämen kommentiert, ja gar als „ausgezeichnetes Marketing“ für das Museum erachtet. Das ist der Zynismus der nach der Angst bleibt.

Ein hübscher Schauspieler für den hässlichen Job

Seit der Ernennung eines Schauspielers und Regisseurs viel beachteter Filme, die auch den bewaffneten Konflikt als leicht zu vermarktendes Drama mit Star-Besetzung behandeln, in dem am Ende das Gute siegt, hat das Fujimori-Regime nicht nur den Abgeordneten-Kongress, die Regierung und die Opposition unter seine Macht gebracht, es fährt nun auch eine ausgefeiltere Strategie, im Vergleich zur ersten Diktatur Fujimoris. Nachdem es damals vor allem um die Kontrolle über der Pop-Kultur, Unterhaltungsbranche und Massenmedien ging – wo ich derzeit eine deutliche Zunahme an Filmen erkenne –, gilt es nun Personen die in der Öffentlichkeit stehen und der „hohen Künste“ angehören zu diskreditieren und zu terrorisieren, oder aber jene – die sich dafür hergeben und die die Sympathie junger Menschen mit Idealen gewonnen haben – in Ämter zu heben, um sie zu Vollstreckern der staatlichen Repression zu machen. Aus Künstlern macht das Regime berechnende Geschäftsleute, die Teil eines Korrupten Systems werden.

Eine Kulturindustrie des Spektakels als Ersatz für Kunst mit identitätsstiftendem Anspruch

Als Folge daraus werden die mühsam etablierten Institutionen destabilisiert und einem Klima des Terrors ausgesetzt. Der Begriff scheint überzogen, aber das Vorgehen, der unvermittelte Eingriff in Arbeitsabläufe, in die sensiblen Phasen komplexer Arbeit, die sich über Monate oder Jahre erstreckt und zudem noch um Finanzierung ringen muss, bringt Ausstellungsmacher, Künstler und Publikum in Bedrängnis. Mit plumpen nachbearbeiteten Fotos in den schnell mal Hammer und Sichel in die in Händen gehaltener Urkunden geklebt und per Twitter und ähnlichen Diensten in Umlauf gebracht werden, wird versucht Personen zu verunglimpfen und sie von internationalen Institutionen, mit denen die Kooperationsarbeit so erheblich erschwert wird, zu isolieren. Es ist nicht das Vertrauen das in jene Personen im Kulturbetrieb verloren geht – im Gegenteil, Ausstellungen die an Fujimoris Bild kratzen sind ein Merkmal für Qualität in akademischen Kreisen im Ausland – , aber durch ein Klima der Angst und Feindseligkeit erzeugt es eben das selbe Umfeld, wie jenes das durch Terror- und Sabotageakte geschaffen wird, tiefe Verunsicherung.

Repression und Isolation im Kontext der Kommerzialisierung der Bildungsangebote

Kaum ein Vertreter einer internationalen Institution wird es mehr riskieren, kritische Fragen der Identität und des Gedächtnisses eines Landes zu stellen. Die Angst um den eigenen Ruf, den Arbeitsplatz und womöglich nicht mehr in der Lage zu sein die Privatschule der Kinder zu zahlen lähmt und befördert den Hang zur Mittelmäßigkeit. So werden jene Kinder Erben einer Angst, die sich vielleicht durch Reisen, einen akademischen Hintergrund und Zugang zu alternativen Medien und Räumen gut überspielen lässt oder zum wiederkehrenden Inhalt der eigenen Arbeit wird.

Es ist an der Zeit die Apologie des Fujimorismo unter Strafe zu stellen, diese drückt sich in Handlungen des Machtmissbrauchs, der Korruption und in der Verweigerung von Grundrechten aus. Eine Entschuldigung seitens des Ministerio de Cultura gegenüber dem Museum und dem Künstler Primitivo Evanán lässt noch auf sich warten.