Liliane Tomasko präsentiert in ihrer ersten Ausstellung bei Blain|Southern eine neue Werkreihe. Der Ausstellungstitel a dream of ist ein wiederkehrender Refrain in den Titeln der Arbeiten, wie unter anderem in a dream of: Violence Redefined und a dream of: Rapture Unleashed. Diese Titel lassen keine Erzählungen anklingen, sondern sind der Versuch, Gefühle zu beschreiben, die bei Tomasko durch Träume ausgelöst wurden. In dieser neuen Werkreihe setzt sich die Künstlerin mit ihrem Unbewussten auseinander, das farblich in breiten Flecken und faserigen Strängen heraufbeschworen wird. „Träume sind keine Sinnbilder“, schreibt Tomasko. „Sie entsprechen vielmehr einer Realität mit ihrer eigenen unabhängigen Matrix, in der das Bekannte und Vertraute auf Elemente trifft, die seltsam und verstörend sind. Dieses Aufeinandertreffen kann eine bestimmte Spannung erzeugen, eine verstärkte Wahrnehmung der Gegenwart. Genau dieser Bewusstseinszustand interessiert mich, und ich will ihn erforschen.”

Die Gemälde der Reihe a dream of entwickelten sich aus Träumen, die sich tief im Gedächtnis der Künstlerin eingegraben haben, weil sie so eindringlich und berührend waren. In a dream of: Rapture Unleashed bringt sie mit schwungvollen Pinselstrichen in kräftigen Farben einen sich wiederholenden Traum vom Fliegen auf die Leinwand. Die gedämpften Farbtöne sowie die auseinanderdriftenden und unregelmäßigen Linien in a dream of: Unstoppable Growth sollen gleichzeitig Ekel und Freude zum Ausdruck bringen, nachdem die Künstlerin von Pflanzen geträumt hatte, die unkontrolliert zwischen ihren Zähnen wuchsen. Jedes Gemälde lädt den Betrachter dazu ein, den erklärenden Titel mit der Unabgeschlossenheit des Gemäldes zu vergleichen und es zu interpretieren, was von der Künstlerin als „Raum für Ungewissheit“ bezeichnet wird, als sei der Betrachter selbst in Träumerei entrückt .

Bei jedem Gemälde wählt Tomasko zunächst die Farbpalette nach ihren Erinnerungen an Licht und Sinneseindrücken aus. Der mit dunkler Sprühfarbe strukturierte Hintergrund sorgt für den Grundton oder die Stimmung, während die anschließend aufgetragenen Farbschichten Harmonie oder Unfrieden andeuten. Die Schleier aus Farbe und der schwarze Strukturgrund wirken in sinnlicher Weise aufeinander ein, die sanft und versöhnlich, aber auch durch Brüche und abrupte Farbtonänderungen geprägt sein kann. Sowohl bei den einfarbig als auch bei den in einem breiten Farbspektrum gemalten Bildern treten die Schichten aus Acrylfarbe abwechselnd in den Vordergrund und verblassen wieder – ähnlich wie die Erinnerungen und Emotionen in den verschiedenen Ebenen unseres Bewusstseins.

Die Ausstellung a dream of mit ihren meist großformatigen farbenfrohen und ausdrucksstarken Gemälden, mal einfarbig mal in dunklen Tönen gehaltenen, zeigt eine Künstlerin, die mit Selbstvertrauen und Offenheit lebendige Abstraktionen entstehen ließ, die ganz verschiedene bewusste und unbewusste Gedanken provozieren. Tomasko gestattet es sich, Neuland zu betreten, und betrachtet den häuslichen Bereich – und das Bild des ungemachten Bettes, die Stätte der Träume – als Impulsgeber für ihre Gemälde und als Ort, an dem wir den Großteil unseres unbewussten Lebens verbringen.

Liliane Tomasko (*1967 in Zürich, CH) studierte bildende Kunst in London: am Camberwell College of Arts, am Chelsea College of Arts sowie an der Royal Academy of Arts und lebte anschließend in Deutschland, Spanien und den USA. Derzeit arbeitet sie vorwiegend in New York und hat ein Atelier in Berlin. Tomaskos Arbeiten finden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in aller Welt, unter anderem: Bank Vontobel AG, Zürich, CH; Hilti Art Foundation, Schaan, LI; Hôtel des Arts, Centre Méditerranéen D’Art, Toulon, FR; Hugh Lane Gallery, Dublin, IE; IVAM-Institut Valencia d’Art Modern, Valencia, ES; K20 und K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, DE; Kunstmuseum Bern, Bern, CH; Lowe Art Museum, Miami, US; Staatlichen Graphischen Sammlung, München, DE; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, DE; Try-Me Collection, Richmond, Virginia, US; Virginia Museum of Fine Arts (VMFA), Richmond, Virginia, US.