Alles begann im Sommer 2017, als Frank Bruggeman im Internet eine kugelförmige, hängende Vase von Mobach kaufte, einer niederländischen Design-Ikone aus den späten siebziger Jahren. Zu seiner Bestürzung kam die Vase in Scherben. Unterwegs vom Verkäufer zum Käufer war etwas schrecklich falsch gegangen. Ein Reparaturversuch ergab keinen Sinn: Es waren einfach zu viele Scherben. Als Bruggeman bemerkte, dass er die Fragmente dieser Mobach-Vase nicht wegwerfen konnte, fing er an, über ein anderes Ziel nachzudenken. Bruggeman entschied, dass die Scherben wieder Teil einer dreidimensionalen Vase werden sollten. So entstand seine erste Scherbenvase, in der Fragmente an einem zylindrischen Behälter so befestigt sind, dass sie an Expressivität gewannen. Das Ergebnis ist eine neue Vase, die viel verletzlicher aussieht als die „Spendervase“, aber gleichzeitig die Botschaft vermittelt: Fass mich nicht an, denn ich kann dich auch ernsthaft verletzen.

Nach dieser ersten Scherbenvase erkannte Bruggeman, dass ähnliche Vasen auch aus einer ganz anderen Emotion als Bestürzung oder Traurigkeit entstehen konnten. In vielen Sprachen gibt es das Sprichwort „Scherben bringen Glück“. Es bezieht sich auf ein Ritual, bei dem Keramik- und Steingutobjekte am Vorabend oder kurz nach einer Hochzeitszeremonie zerschlagen werden. In Deutschland gehört dieses Ritual zur Tradition des Polterabends. Die Keramik- und Steingutobjekte, die während dieses Rituals zerschlagen werden, haben meist keinen Nutzen mehr oder haben ihren Reiz für die Besitzer verloren. Mit diesem Ritual im Hinterkopf zerstörte Bruggeman eine Reihe keramischer Vasen und Steingutobjekte aus seiner eigenen Sammlung mit der Absicht, die Fragmente zu Scherbenvasen zu verarbeiten.

Unglücksscherben und Glücksscherben, beide führend zum selben Ergebnis. Das ist keine Überraschung, denn Glück und Unglück sind Rückseiten einer Medaille. Was ist Glück anderes als die Abwesenheit von Unglück? Nur derjenige der tief unglücklich war, kann wirklich verstehen was Glück ist.