Monika Sprüth und Philomene Magers freuen sich, eine Ausstellung mit Arbeiten des amerikanischen Künstlers Joseph Kosuth präsentieren zu können. Es ist seit 20 Jahren die erste Einzelausstellung in Berlin. 'Insomnia: assorted, illuminated, fixed.' zeigt Werke, die in dem Zeitraum von 1965 bis heute entstanden sind und bietet erstmals einen umfassenden Überblick über Kosuths Neon-Arbeiten. Die Ausstellung zeichnet seine knapp 50 Jahre währende Beschäftigung mit der Erzeugung und der Rolle von Sprache und Begriffsinhalten in der Kunst nach, sowie seinen Einsatz von Neonröhren, ein Material das sich Kosuth erstmalig in den 1960er Jahren zu eigen gemacht hatte. Neonlicht war bis dahin für Werbebotschaften im öffentlichen Raum in Gebrauch, für Kosuth eine Form des „öffentlichen Schreibens“, frei von Assoziationen an die Bildende Kunst, und damit eine Domäne der Populärkultur.

In der Ausstellung werden 26 Werke zu sehen sein, darunter frühe Arbeiten wie Five Fives (to Donald Judd) [orange] von 1965, sowie neuere Werke, beispielsweise aus der Serie Beckett (2011). Die retrospektiv angelegte Ausstellung, die Kosuth speziell für die Galerieräume entwickelt hat, wird raumübergreifend die gesamte obere Etage einnehmen und auch Bereiche einbeziehen, welche bisher nicht für Ausstellungszwecke genutzt wurden.

Kosuth, der zu den wichtigsten Pionieren der Konzeptkunst zählt, kann der Verdienst zugeschrieben werden, in den 1960er Jahren Strategien der Aneignung und sprachbasierte Werke in die Kunst eingeführt und den Einsatz von Fotografie weiterentwickelt zu haben. Die Auseinandersetzung des Künstlers mit Sprache und Wahrnehmung sowie die aneignende Verwendung von Literatur, Philosophie und Psychologie findet typischerweise in Werkserien statt, was Raum für spielerische Elemente und eine reflexive Ausrichtung schafft. Die Ausstellung umfasst unter anderem Arbeiten aus der legendären Freud-Serie (1986-1989), in der Kosuth die Texte des Psychoanalytikers in Wandarbeiten und Installationen zum Einsatz bringt. Fetishism (Corrected) (1988) besteht aus der vergrößerten Reproduktion einer Seite des Aufsatzes Fetischismus mit eigenhändigen Korrekturen Freuds. Kosuth löst die Korrekturen heraus, verwandelt sie in kobaltblaue Neonschrift und positioniert sie an der Wand neben der gerahmten Seite des Aufsatzes. Er zeigt wie das Schreiben untersucht und in ein Artefakt verwandelt wird – und von einem Artefakt in ein Kunstwerk. Um ähnliche ontologische Fragen geht es in vier Arbeiten aus der bekannten Wittgenstein-Serie (1989-1993), die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sein werden. Sie veranschaulichen den tief greifenden Einfluss des Philosophen auf Kosuths Denken und seine Überzeugung, dass Kunst Fragen über Kunst stellen sollte, als eine Sprache, die mit der Erzeugung von Bedeutung befasst ist.

Die Ausstellung wird zudem drei Elemente aus der neueren Beckett-Serie (2011) zeigen. Die Werkgruppe aus warmweißen Neonröhren, deren Vorderseite in schwarze Farbe getaucht wurde, verwendet Fragmente aus Becketts Schriften, dem berühmten Stück Waiting for Godot und dem weniger bekannten Werk Texts for Nothing.

Den Dramatiker und den Künstler verbindet die intensive Beschäftigung und Auseinandersetzung mit Sprache und Bedeutung. Während Beckett die Frage der Bedeutung durch die Erkundung ihres Fehlens angeht, beschäftigt sich Kosuth mit Bedeutung als etwas unbestreitbar Vorhandenem und fragt dann, wie Bedeutung gestiftet wird, sowohl vom Künstler als auch vom Betrachter.

Joseph Kosuth lebt und arbeitet in New York und London. Er hat an zahlreichen Auflagen der documenta und der Biennale von Venedig teilgenommen. Seine Arbeiten sind in den Vereinigten Staaten, Europa, Australien und Asien in fast allen wichtigen Museen vertreten. Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit dem Brandeis Award (1990), dem Frederick Weisman Award (1991), dem Menzione d’Onore der Biennale von Venedig (1993), der Erhebung zum Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres durch die französische Regierung (1993) und mit dem Ehrenzeichen in Gold für Verdienste um die Republik Österreich (2003). 1999 gab die französische Regierung in Anerkennung seiner Bemühungen um den Rosettastein von Figeac eine 3-Francs-Briefmarke heraus; 2001 wurde ihm von der Universität Bologna die Ehrendoktorwürde in Philosophie und Literatur verliehen. 2012 wurde Kosuth in die Académie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique aufgenommen.

In Paris eröffnete 2012 die Ausstellung ni apparence ni illusion, eine Installation an den Wänden des ursprünglichen Louvre Schlosses aus dem 12. Jahrhundert im Musée du Louvre, wo sie ab 2014 dauerhaft zu sehen sein wird. Seine Arbeit an der Fassade des niederländischen Staatsratsgebäudes wurde im Oktober 2011 eingeweiht. Gegenwärtig arbeitet er an einer dauerhaften Installation für die vier Türme der Pariser Bibliothèque Nationale, die voraussichtlich noch in diesem Jahr fertiggestellt sein wird. Zu seinen letzten großen Ausstellungen zählen Texts for Nothing (Waiting for -) Samuel Beckett in play, im Australian Center for Contemporary Art, Melbourne (2010) und, in einer erweiterten Form, im Haus Konstruktiv, Zürich (2011).

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