In seiner zweiten Einzelausstellung in der Galerie Nordenhake Berlin präsentiert Paul Fägerskiöld eine Reihe neuer Einzel- sowie mehrteilige Leinwandarbeiten, die alle im Jahr 2018 entstanden sind. Der Titel Naturgemälde stammt von Alexander von Humboldts ganzheitlicher Darstellung und Katgeorisierung eines Berges und seiner Umgebung, die er während seiner Erkundungen in Lateinamerika anfertigte. Der Universalgelehrte und visionäre Denker beschrieb das sogenannte Naturgemälde später als "Mikrokosmos auf einer Seite". In ihrem Buch „Die Erfindung der Natur“ beschreibt Andrea Wulf wie von Humboldt Natur erstmalig als eine Ansammlung von Ökosystemen und deren Wechselbeziehungen definiert. Diese Vorstellung von Natur als ein Netzwerk des Lebens war ein wichtiger Ausgangspunkt für Fägerskiöld in der Entwicklung seiner neuen Arbeiten.

Was bedeutet es, Landschaft im Zeitalter des Anthropozäns zu malen, in einer Zeit, in der Menschen nicht nur die Geologie und die Ökosysteme der Erde bewohnen, sondern sie aktiv gestalten? Fägerskiöld thematisiert diese Wechselbeziehung im Kontext der langen Tradition und Bildsprache der Landschaftsmalerei. Nach dem Verständnis, dass alles als Natur und Landschaft gelesen werden kann, greift der Künstler auf seine eigene subjektive Landschaft und seinen eigenen Lebensraum zurück. Nach eingehender Auseinandersetzung mit seinem privaten, vielschichtigen Fotoarchiv und wählt Piktogramme und Symbole als Quellen für den narrativen Rahmen seiner monochromen Gemälde.

Beim Betreten der Ausstellung wird der Besucher Teil einer semiotischen Hyper-Landschaft, voll von Referenzen, Metaphern und Symbolen. Fägerskiöld beschreibt die Elemente dieser Gemälde als Teile von Schatten - Hieroglyphen aus Platons Höhle, in welchen der Betrachter wie Lucy, der erste uns bisher bekannte Mensch, versucht eine Sprache, einen Sinn auszumachen.

Die größte Malerei, „My Life In The Woods (after Bellinis St Francis in the Desert)“, zitiert Bellinis gefeierte Renaissancemalerei, spielt aber in seiner nicht linearen erzählerischen Darstellung auch auf Thoreaus Walden an. Der Titel eines anderen Werkes, „Sarah's Dream“, verweist auf die apokalyptischen Ängste von Sarah Connor im Film Terminator 2 in einer Dada-ähnlichen Aneinanderreihung verschiedenster Bedeutungsmotive. Ein Netz an Bedeutungen umhüllt die Arbeit “Naledi“. Auf einer zähflüssigen und reliefartigen schwarzen Oberfläche zeigt das Gemälde 12 im Kreis ausgelassene Sterne. Einerseits repräsentiert dies die Flagge der Europäischen Union, gleichzeitig aber verweist der Titel auf die Rising Star Höhle in Südafrika, in der die Überreste unseres vor kurzem erst entdeckten Vorfahren Homo Naledi gefunden wurden.

Während Fägerskiöld in seinen vorangegangenen Arbeiten auf die Darstellung von figurativen Elementen verzichtet hat und jedes Bild nur ein einziges Motiv behandelte, ist diese neue Reihe monochromer großformatiger Malereien voller Wechselbeziehungen, die Netze an Bedeutungen, Geschichten und Landschaften weben.

Paul Fägerskiöld geboren 1982 in Stockholm lebt und arbeitet derzeit in New York. Er studierte am Royal Institute of Art, Stockholm und an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Im Jahr 2013 zeigte Moderna Museet, Malmö eine Einzelausstelllung des Künstlers in Verbindung mit der Vergabe des Fredrik Roos Art Stipendiums. Er hat in zahlreichen Galerien in Europa und den USA ausgestellt und seine Werke sind in bedeutenden öffentlichen Sammlungen vertreten. Institutionelle Ausstellungen hatte er unter anderen in Sven-Harrys konstmuseum (2016), Bonniers Konsthall, Stockholm (2016, 2010), Artipelag, Värmdö (2015) und Wanås Skulpturpark (2010). Fägerskiöld wurde 2013 mit dem Fredrik Roos Art Stipendium und 2010 dem Maria Bonnier Dahlins Preis für junge Künstler ausgezeichnet.