Erstmals widmet sich das Kunstmuseum Basel in einer grossangelegten monographischen Ausstellung dem Schweizer Künstler Johann Heinrich Füssli (1741–1825) und rückt mit fast 70 Gemälden zwei seiner wichtigsten Inspirationsquellen ins Rampenlicht: die Literatur und das Theater. Die Ausstellung Füssli. Drama und Theater interessiert sich dabei für die literarischen Quellen von Füsslis Gemälden ebenso wie für seine dramatischen Stilmittel.

Füsslis ganzes Schaffen ist durchzogen von der Auseinandersetzung mit grosser Literatur, wie er sie schon während seiner Studienjahre in Zürich kennenlernte. Seine Motive entnimmt er der antiken Mythologie, John Miltons Das verlorene Paradies oder Shakespeares Dramen und setzt sie «theatralisch» in Szene: In effektvollen Kompositionen sind die zum Zerreissen gespannten Körper seiner Helden und Jungfrauen schlaglichtartig erhellt, Geistervisionen, gefallene Engel, Feen und andere übernatürliche Erscheinungen entfalten eine spektakuläre, oft düstere Phantastik. An der Epochenschwelle zwischen Klassizismus und Romantik lässt Füssli künstlerische Konventionen hinter sich und verschreibt sich ganz dem Reich seiner eigenwilligen Imagination.

Nach einem mehrjährigen Romaufenthalt machte er ab den 1780er Jahren in London mit seinen Gemälden zu Shakespeares Werken Furore. Die Ausstellung präsentiert unter anderem grosse Formate zum Sommernachtstraum, Macbeth und Hamlet, die der Autodidakt für zwei Literatur- Galerien schuf und die ihm bald den Beinamen «Shakespeare der Leinwand» einbrachten. Auch aus Füsslis eigenem Projekt einer Milton-Galerie, dem er sich zwischen 1790 und 1800 widmete, sind Hauptwerke vertreten.

Das Bild vom exzentrischen «wilden Schweizer», wie Füssli in London genannt wurde, ist bislang stark von seinem Skandalerfolg Der Nachtmahr geprägt, von dem in der Ausstellung die Version aus einer Basler Privatsammlung zu sehen ist. Entsprechend ist der Künstler dem Publikum vor allem als Vorreiter der Schwarzen Romantik und des «Gothic Horror» bekannt. Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel bereichert dieses Image, indem sie Füssli als äusserst belesenen Künstler mit genialischer Imagination präsentiert. Sie umgibt den Betrachter mit bildgewordenen epischen Stoffen und erkundet sowohl Füsslis literarisches Universum wie auch seine dramatische Vorstellungswelt.

Die Inspirationsquellen Füsslis werden in Kapiteln zu antiken und mittelalterlichen Sagen, zu seiner Beschäftigung mit neueren und zeitgenössischen Werken wie Christoph Martin Wielands Oberon, zu Shakespeares Tragödien und Komödien und zu Miltons Versepos Das verlorene Paradies vorgestellt. Ein weiteres Kapitel ist seinen Autorenbildern und Inventionen gewidmet – Gemälden, die sich nicht unmittelbar an einer existierenden literarischen Vorlage orientieren, sondern «personifizierte Gefühle» darstellen, die der Künstler zuweilen in selbst erfundene narrative Zusammenhänge einband.