Wir freuen uns die zweite Einzelausstellung des holländischen Künstlers Robert Zandvliet in der Galerie ankündigen zu dürfen. Gezeigt werden Werke aus den Serien Stage of Being und Crucifix.

Ein kleines Gemälde aus dem Jahre 2014 fungierte als erster Impuls für die Stage of Being-Gemäldereihe. Trotz seines Formats von nur 30 x 40 cm weist es eine außerordentliche Präsenz auf. Die Komposition zeugt von Schlichtheit und Symmetrie. Ein breiter, leicht gebogener Schirm hebt sich strahlend gelb von dem dunkelvioletten Hintergrund des umgebenden Raumes ab. In der Mitte teilt eine diffuse Form in demselben Violett den Schirm in zwei Teile.

Eine Öffnung war meine erste Assoziation, welche aber schon eine Sekunde später der von Konturen einer menschlichen Figur vor einem Bildschirm wich. Abhängig von der Art und Weise, wie meine Augen das Wahrgenommene gerade umsetzten, vermochte die Silhouetten ähnliche Figur ab- oder anwesend zu sein und wandelte sich vom Hintergrund in den Vordergrund, von Raum in Materie.

Drei Jahre später griff Zandvliet das Motiv wieder auf und räumte ihm in Stage of Being förmlich wie bildlich Platz ein. Der leicht gebogene Bildschirm erstreckt sich in Gänze über die etwa vier Meter breiten Leinwände. Die menschliche Figur in der Mitte wurde weiter vereinfacht und auf eine langgestreckte Urform reduziert. Mit diesen beiden Bildelementen hat Zandvliet sieben Leinwände gemalt, in denen sich das Motiv auf sehr unterschiedliche Weise manifestiert, sowohl visuell als auch in Bezug auf den emotionalen Gehalt. In jedem Bild gehen Schirm und Figur eine andere Beziehung miteinander ein, ein Verhältnis, das nicht nur den feinen kompositorischen Unterschieden zu entnehmen ist, sondern vor allem aus der Struktur der Farboberfläche sowie dem Charakter der Pinselstriche und der Intensität und Tonalität der Farben.

„Für mich dreht sich die Malerei um drei Dinge: 1 Malstoffe, 2 Darstellung, 3 Spirit. Der Spirit ist die Seele des Gemäldes, seine inhärente Kraft. Er ist der Mehrwert, der sich der direkten Wahrnehmung entzieht. In einem guten Gemälde stimmt dieser Spirit immer, aber ein Maler kann ihn nur schwerlich steuern.“

Mit Stage of Being schlägt die Thematik, die Zandvliet bereits über zwanzig Jahre beschäftigt, eine neue Richtung ein. Die Sehnsucht, dem Wesen der Malerei auf den Grund zu gehen und neu zu erfinden, ist bereits seit seinen Jahren an der Kunstakademie seine wichtigste Triebfeder. Schon zu jenem frühen Zeitpunkt wurde Zandvliet von der Magie des Mediums gepackt. „Ich wollte es so gern verstehen, bekam es aber nicht zu fassen. Ich wollte einfach entdecken, woraus die Magie des Gemäldes besteht“.

In der Grauzone des Aufeinandertreffens von Abstraktion und Gegenständlichkeit, hat Zandvliet im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Aspekte der Malerei mit der für ihn so typischen systematischen und analytischen Herangehensweise untersucht. Frei schöpfend aus den Traditionen der Malerei wählte er Motive und Genre, aber auch konkrete Werke anderer Künstler als Ausgangspunkt für seine Suche nach dem, was die Malerei vermag. Nebst einem äußerst vielfältigen und reichhaltigen Oeuvre haben sich ebenfalls Antworten herauskristallisiert. „Ich weiß inzwischen viel mehr, aber die Magie bleibt bestehen. Es stellen sich mir immer weitere Fragen.

Bisher war die menschliche Figur in Zandvliets Oeuvre auffällig abwesend. Aus Sorge, er könne dieses Motiv - mit allen ihm verhafteten narrativen und emotionalen Konnotationen - mit persönlichen Anekdoten überfrachten, hatte er es stets gemieden. Allmählich ändert sich das. In den vergangenen beiden Jahren waren Teile des menschlichen Körpers, wie die Hand und das Auge, bereits Thema seiner Gemälde. Nun erweitert er dies in der Serie Stage of Being um eine schemenhafte Darstellung des Menschen und in der Serie Crucifx um das Abbild Christi.

Robert Zandvliet wurde 1972 in Terband (Holland) geboren und lebt und arbeitet in Haarlem. Er gehört zu den arriviertesten holländischen Künstlern. Seine Werke befinden sich in renommierten internationalen Privat-, Unternehmens- und Museumssammlungen.