Dittmar Danner aka Krüger ist uns bisher als Dittmar Krüger bekannt: Der neue Name irritiert. Das ist Programm!

Seine uns vertraute 'signature art' ist der Farbraumkubus, das Wandobjekt, das zugleich Malerei und Objekt vereint. Die Malerei spielt sich vornehmlich innerhalb der 'aufgeschnittenen' Kuben ab. Die zumeist 12 cm tiefen Kästen sind vorwiegend hochrechteckig ausgerichtet.

Seine Malerei in der Box hat in der Vergangenheit oft die Frage evoziert, ob eine künstliche Lichtquelle darin integriert sei. Nicht ohne Grund wurde sie gestellt. Der Künstler schafft durch die geschickte Wahl seiner Farbe (z.B. Kadmiumgelb in Verbindung mit Kadmiumorange oder Preußisch Blau mit Ultramarin) ein Seherlebnis. Verstärkt wird die Leuchtkraft der Farbe durch die vorgeblendete, mit tausenden von Schleifspuren versehene Plexiglasscheibe, also einem Gewirr von unzähligen 'Lichtspurrillen'. Wie beim Fiberglaskabel fungieren sie als Lichtsignalleiter und streuen den Farbraum nach innen und nach außen. Der Eindruck einer künstlichen Lichtquelle ist also nicht ganz von der Hand zu weisen, insbesondere dann, wenn der Künstler an den sichtbaren inneren Kanten oder Schmalseiten der Kästen z.B. vertikale ultramarine Streifen malt, die umgeben sind von einem dunklen, satten Preußisch Blau. Beim Wechsel des Betrachterstandpunktes erscheint dieser plötzlich wie ein Lichtstreifen.

Die Idee des Farblichtraums im Kubus hat Dittmar Krüger zwei Jahrzehnte lang verfolgt. Man könnte auch sagen, dass das Konzentrieren des Farblichtraumes im Kubus für ihn die selbstgewählte Bühne war, auf die er methodisch analytische Untersuchungen zum Verhältnis der Farbe zueinander und zur architektonischen Form des Kastens durchführen konnte.

Zuvor war das Jahrzehnt der 90er-Jahre davon geprägt, die Malerei durch ausgewählte – sie vertretende – Industriematerialien zu ersetzen und ihr die Körperlichkeit zum Wandobjekt zu verleihen – wohl ein wichtiger Entwicklungsschritt, die Vormacht der Leinwand zu brechen. Wenn Dittmar Krüger nun unter neuem Namen als Dittmar Danner aka Krüger den im Kubus gefangenen Farblichtkörper zugunsten der flachen Leinwand verlässt, so hat das seinen Grund, den er schon in seinem neuen Namen sichtbar formuliert: 'Back to the roots' – nach 30 Jahren –, nämlich zur Leinwand zurückzukehren, die er als Student der Malklasse von Johannes Geccelli an der Hochschule der Künste (heute Universität der Künste) bereits 'beackerte'. Der Namen Danner ist der Mädchennamen seiner österreichischen Mutter. Die flirrenden Rechtecklinien, die wie schwebende Lichtrahmen in den Wandkästen erscheinen, haben sich zu einem farbigen Rahmenwerk entwickelt, das nun auf das Geviert der planen Leinwand übertragen, sprichwörtlich neue Türen öffnet: Die Hochformate in den Abmessungen von 240 x 180 cm bis hin zu den Kleinformaten von 30 x 24 cm sind seine neue Bühne für ein Feuerwerk hochrechteckiger Rahmen, von denen man nicht sagen kann, ob sie vor oder hinter dem jeweiligen größeren oder kleineren Rahmen stehen bzw.

Schweben. Der zur seiner 'signature art' gewordene Kastenrahmen seiner Farbraumkörper setzt sich nun in vielfacher Wiederholung als Rahmen im Rahmen, als Tür in der Tür oder Fenster im Fenster fort und beschreibt einen imaginären Raum, oder imaginäre Räume, deren Geheimnisse sich nicht entschlüsseln lassen. Ist die Fläche im Bildzentrum Wand oder die Tiefe eines Raums? Ist der Rahmen Rahmen oder Raum? Das Verwenden von Goldfarben oder perlmuttschillernden Malschichten erhöht die Verwirrung. Mal sind die Bilder schwer und imposant und suggerieren 'klassische' Räume, die wir aus Zeiten ägyptischer oder auch römischer oder gar preußischer Kultur zu kennen meinen, oder es sind psychedelisch aufgeladene, fluoreszierende freche Farbsetzungen, die das Auge reizen und uns auf den Prüfstand stellen. Mal ist der einzelne Rahmen im Bild präzise konturiert und von monochromer Schwere (gelegentlich auch als schwerer schwarzer Linien- oder Balkenrahmen auszumachen – oder ist es die schwarze Tiefe eines unendlichen Raums?), mal aus luftiger Konsistenz, die einen an Aquarellmalerei denken lässt. Wenn der Bildraum luftig aquarellartig umschrieben wird und nur ein oder zwei Rahmen im Bild zu schweben scheinen, dann begreift man, dass der Rahmen zur Tür, zum Fenster zur Freiheit wird. Lässt Dittmar Danner aka Dittmar Krüger im Großformat auf hellgrauen und wolkigen Grund gelbe Wolkenfetzen schwirren, dann lässt er uns teilhaben an der Vision, das Universum mit all seinen Möglichkeiten zu erkunden. It's not dark yet...