Anlässlich des Altstadtfests hat der Frankfurter Kunstverein das in Frankfurt ansässige Künstlerduo Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt eingeladen, die ortsspezifische Installation „Die Große Illusion“ zu schaffen. Die Skulptur, die speziell als Außenprojekt für das nun älteste Haus der neuen Altstadt entworfen wurde, überschaut das neue Dom Römer-Areal und wird dort ein halbes Jahr lang den Besuchern des Areals öffentlich zugänglich sein.

Die Künstler Winter/Hörbelt sind international bekannt für ihre mit industriellen Materialien und Methoden realisierten Projekte im öffentlichen Raum. Ihr künstlerisches Werk nimmt Bezug auf die jeweilige Umgebung und sucht bewusst die Wahrnehmung des Betrachters auf diese zu verschieben. Das Künstlerteam, das seit über 25 Jahren zusammenarbeitet, hat seine Arbeiten unter anderem auf der Biennale in Venedig, den Skulpturprojekten Münster, der Yokohama Triennale und der Liverpool Biennale gezeigt und weltweit über 80 Werke im öffentlichen Raum realisiert. Dazu zählen zuletzt zwei große Arbeiten im neuen Landschaftspark der Universität von Cambridge, aber auch Projekte hier in der Region wie die begehbare Großskulptur „Der Blaue Kran“ im Hafen von Offenbach und das 18 Meter hohe Wandrelief „Vertieft-Erhaben“ im Zentralen Verwaltungsgebäude der Stadt Frankfurt.

Für die Außenskulptur „Die Große Illusion“ auf dem Gebäude des Frankfurter Kunstvereins nutzen Winter/Hörbelt poliertes Stahlblech, dessen Verarbeitung durch Falzen und Überlagern einen schillernden Effekt erzeugt. Die zwei Tonnen schwere Form wird durch seine reflektierende Oberfläche in eine gefühlte Schwerelosigkeit versetzt, die die Umrisse der Skulptur auflösen und zur Umgebung hin öffnen. Die pixelartige Hülle schafft immer neue, fragmentierte Abbilder ihrer Umgebung.

Die in der Tradition der Moderne stehende Skulptur bildet einen spannungsreichen Kontrapunkt zur Romantik des historisierenden neuen Areals. Die rekonstruierten Fassaden der Altstadt werden in der Spiegelung aufgelöst. Es entsteht eine Collage unterschiedlichster Perspektiven, die sich mit den Bewegungen der Passanten und dem Lichteinfall immer wieder verändern. Die gespiegelte Realität verliert dabei ihren Wahrheitscharakter und zerlegt sich in verunsichernde Brechungen, die die Wahrnehmung zur Illusion werden lassen. Die neu geschaffene Altstadt mit Ihrer Sehnsucht nach Identität und Sicherheit wird wieder aufgelöst.

Die Skulptur ist 9 Meter lang, hat einen Durchmesser von 2,5 Metern, besteht aus hochglanzpoliertem Stahlblech mit 1,5 mm Stärke und wiegt 2 Tonnen. Ab dem 18. September fand die aufwendige Anbringung auf dem Gebäude des Frankfurter Kunstvereins statt. Die Skulptur wurde von einem 21 Meter langen Tieflader zum Römerberg gefahren und hier mithilfe von Hubkränen zum Gebäude des Frankfurter Kunstvereins transportiert und in einer mehrtägigen Installation auf dem Dach befestigt.

Die Bemessungen der Statik wurden von Klaus Bollinger und Horst Peseke vom Statik-Büro Bollinger & Grohmann ausgeführt, der Bauantrag von Till Schneider und Miriam Baake von Schneider & Schumacher verantwortet. Die Ermöglichung der Skulptur findet Dank der Förderung der Dom Römer GmbH und der Stiftung Frankfurter Sparkasse 1822 statt. Einen wesentlichen Beitrag zur Ermöglichung der Skulptur hat das Planungsdezernat geleistet, das die Umsetzung des diffizilen Genehmigungsprozesses aktiv begleitet hat. Die grafische Umsetzung der Kommunikationskampagne verantwortet das Frankfurter Grafik Büro Nordisk.