Mit Slavs and Tatars stellt der Kunstverein Hannover ein Künstlerkollektiv vor, das die Individual-Autorenschaft zugunsten inhaltlicher Zusammenhänge untergräbt. Es geht den Künstler*innen um das Denken in Sprache und die hiermit einhergehende Frage nach Identitätsbildung sowie um kulturelle Kodierungen. Im Zentrum ihres Interesses steht das geografische Gebiet »Eurasien«, das eine Vielzahl unterschiedlicher Ethnien, Sprachen und Kulturen umfasst und das Slavs and Tatars eher unorthodox als Areal »östlich der Berliner Mauer und westlich der Chinesischen Mauer gelegen« definieren.

Vergessene Momente der slawischen, kaukasischen und zentralasiatischen Kulturgeschichte stellen den Rohstoff für die Arbeiten dar. Aus intensiven wissenschaftlichen Recherchen, Forschungsreisen, aber auch der Analyse von mündlich überliefertem Wissen und Spiritualität destilliert das Künstlerkollektiv Werke, die in verschiedenen Formen ihren Ausdruck finden: in Künstlerbüchern, performativen Vortrags­ situationen und in szenografisch angelegten Installa­tionen.

Für die Räume des Kunstvereins wurde ein Parcours entwickelt, der die Besucher*innen sowohl zum realen und gedanklichen Flanieren und Lesen als auch zu einem Getränk einlädt, das nicht zufällig auf Verfahren der Fermentierung aus verschiedenen Kulturkreisen verweist. Auf buchstäblich eingängige wie humorvolle Weise wird das Nachdenken über Zusammenhänge von Sprache, Kultur und rational bisweilen verpönter Geistigkeit evoziert.

Neben Teilnahmen an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen und Biennalen wie Biennial of Graphic Arts, Ljubljana (2017), »Preis der Nationalgalerie« Hamburger Bahnhof, Berlin (2015), Biennial of Graphic Arts (Ljubljana), Berlin Biennale (2014), Manifesta (2014), »Neighbours« Istanbul Modern (2014), Venedig Biennale (2014) oder »Un Nouveau Festival« Centre Pompidou, Paris (2013) wurden seit 2008 die Werke von Slavs and Tatars in Einzelausstellungen weit über den Globus verteilt vorgestellt, u. a. in Salt Galata, Istanbul (2017), Ujazdowski Centre for Contemporary Art, Warschau (2016), Blaffer Art Museum, Houston (2016),Trondheim Kunstmuseum (2015), Asia Art Archive, Hong Kong (2015), Kunsthalle Zürich (2014), im Museum of Modern Art, New York (2012) und in der Wiener Secession (2012).