The Grinders Cease ist Mat Collishaws erste Ausstellung bei Blain|Southern in Berlin. Sie zeigt den Umfang und die Fülle seiner künstlerischen Praxis und stellt neue Arbeiten, darunter Installationen, Skulpturen, Photographie und Gemälde, vor.

Mat Collishaw zählt zu den Schlüsselfiguren einer besonderen Generation englischer Künstler, die 1988 mit der Gruppenausstellung Freeze bekannt wurden. Er setzt sich mit existenziellen Themen wie Tod, Zerstörung und Verfall auseinander. Bekannt für die kunsthistorischen Referenzen seiner Arbeiten, stellt er durch die Verwendung bestimmter Sujets einen zeitgenössischen Dialog mit den Alten Meistern her. The Grinders Cease zeigt Mat Collishaws Interesse an Vanitas-Motiven, die in der Bildsprache seit der Renaissance dazu eingesetzt werden, den Betrachter an die Vergänglichkeit weltlicher Vergnügen zu erinnern. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf einen Ausschnitt aus dem Buch Kohelet der englischen King James Bibel, aus dem auch die Vanitas-Thematik stammt.

Die Ausstellung beginnt mit Columbine, einer in diesem Jahr entstandenen Arbeit, die Albrecht Dürers gleichnamige Aquarellstudie aus dem Jahr 1526 technisch animiert darstellt. Die Wildblume ist ein vielschichtiges Beispiel für die Kürze des Lebens, da sie zum einen nur kurz blüht und gleichzeitig sehr giftig ist.

Die Fortsetzung bilden drei verdunkelte Räume, in deren ersten Albion die „Major Oak“ aus dem englischen Sherwood Forest thematisiert wird. Dieser Jahrhunderte alte, sagenumwobene Baum hat einen hohlen, verrotteten Stamm, dessen riesige Äste seit viktorianischer Zeit durch ein kunstvolles Gerüst gestützt werden. Collishaws langsam rotierendes, fast lebensgroßes Abbild der Eiche ist eine geisterhafte Erscheinung, die durch hochmoderne Laser Scans auf eine schiefe Ebene projiziert wird. Im Inneren hohl, verkörpert das Abbild ein lebendiges Objekt das für immer dazu verdammt ist ein Trugbild des Lebens darzustellen. Der Titel bezieht sich auch auf das idealisierte Konzept eines einstigen Englands, welches in dieser Form wahrscheinlich niemals existierte.

Last Meal on Death Row, Texas, ist eine Serie von Fotografien der letzten Mahlzeiten von Gefängnisinsassen vor ihrer Hinrichtung. Im Stil Flandrischer Stillleben sind sie ein Memento Mori, eine Erinnerung an die Unumgänglichkeit des Todes und der Flüchtigkeit des Lebens. Die Arbeiten eines weiteren Zyklus, die Black Mirror Works, wirken auf den Betrachter, indem sie einzelne, raffiniert animierte Figuren in subtiler Bewegung hinter Überwachungsspiegeln in üppigen Rahmen aus schwarzem Murano-Glas zeigen. Die Arbeiten spiegeln aber auch den Betrachter und verbinden so Vergangenheit und Gegenwart. Den Abschluss bildet Seria Ludo, eine 3D Zoetrop Skulptur. Die kinetische optische Täuschung rotiert mit zunehmender Geschwindigkeit, bevor eine stroboskopische Beleuchtung einsetzt und die Szene animiert, um ein fieberhaft ausschweifendes Chaos zu enthüllen. Man erblickt 180 winzige Figuren, die sich zechend in einer manischen, trunkenen Orgie auf dem Kronleuchter bewegen. Es ist ein Fest, aber ein verzweifeltes Fest – wann wird es zum Ende kommen?

Then I commended mirth, because a man hath no better thing under the sun, than to eat, and to drink, and to be merry.

(King James Bible, Ecclesiastes 8:15)

Mat Collishaw (geb. 1966) zählt zu den Schlüsselfiguren einer besonderen Generation englischer Künstler. Bei der der legendär gewordenen Gruppenausstellung Freeze zeigte er 1988 die Arbeit Bullet Hole für die er hoch gelobt wurde. Sein umfangreiches künstlerisches Schaffen ist von großer Vielfalt der Medien geprägt. Sie beinhaltet Installation, Skulptur, Photographie und Gemälde, und wurde bereits weltweit in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt, darunter: The Mask of Youth, Royal Museums Greenwich, London, UK (2018); Standing Water, Galerie Rudolfinum, Prague, CZ (2018); Thresholds, Somerset House, London, UK and touring (2017-2018); Mat Collishaw, New Art Gallery Walsall, West Midlands, UK (2015); Black Mirror, Galleria Borghese, Rome, IT (2014); Mat Collishaw: Afterimage, Arter, Istanbul, TR (2013); Mat Collishaw, Bass Museum of Art, Florida, US (2013); Retrospectre, BFI Southbank, London, UK (2010); Hysteria, Freud Museum, London, UK (2009).

Collishaws Arbeiten sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, darunter: Sammlungen der Tate und des British Council, beide London; Centre Georges Pompidou, Paris; Arter Foundation, Istanbul; Museum of Contemporary Art, San Diego; Museum of Old and New Art, New South Wales und die Olbricht Collection, Berlin. Der Künstler lebt und arbeitet in London.