KEWENIG freut sich, die Ausstellung »Malerei 2003 - 2018« mit Arbeiten von Bernd Koberling (*1938 in Berlin) anlässlich seines 80. Geburtstages zu eröffnen. Koberling ist einer der bedeutendsten deutschen Maler seiner Generation, dem es während seiner 60-jährigen Karriere immer wieder gelang, seine eigene künstlerische Sprache neu zu erfinden und weiterzuentwickeln. Hierdurch entstand nicht nur ein einzigartiges Werk, sondern auch ein „Vitales Echo“ innerhalb seines Umfeldes und einer Generation jüngerer Berliner Künstler. Die erste Ausstellung des Künstlers in den Berliner Räumen der Galerie beleuchtet die letzten 15 Jahre seines Schaffens, in welchen er sich vornehmlich auf seine sogenannten „Plattenbilder“ (1999-2011) sowie auf „Ölbilder“ (seit 2012) konzentriert hat.

Wie essenziell die Begegnung mit der Natur für Koberlings Kunst ist, wird schon durch die Titel seiner Arbeiten, wie ,Sonnesonnen’, ,Autumn Heath‘ oder ,Naturblock‘ deutlich. Den Auftakt der Ausstellung bildet ein Raum, der ganz den neuesten Aquarellarbeiten des Malers gewidmet ist. In Wasserfarben – eine Technik, die ihn bis heute stetig begleitet - arbeitete Koberling ursprünglich während seiner jährlichen Aufenthalte in Island. Die Landschaft Nordskandinaviens übt eine besondere Anziehungskraft auf ihn aus und stellt bereits seit den 1960er Jahren einen wichtigen Gegenstand seiner Malerei dar. Die durch Fjorde zerklüftete Ostküste Islands wird ihm seit 1977 jedes Jahr für mehrere Monate zum zweiten Atelier. Hier bringt er die Eindrücke der durch Vulkanismus und Wasserreichtum geprägten Landschaft in fließenden Farben aufs Papier. Angelehnt an diese dort entstandenen Papierarbeiten malte Koberling die Serie ,Memories of Water’ (2008). Sie ist Teil seiner Werkgruppe der „Plattenbilder“, die während der Jahre 1999 bis 2011 entstanden sind. In ihr fokussierte sich Koberling ganz auf die Eigenschaften der zerlaufenden Acrylfarbe auf Holz- oder Aluminiumträgern. Bevor sie abschließend aus seiner Hand den letzten Schliff erhalten, lässt er seine leuchtenden Farben stark verdünnt auf dem weißen Kreidegrund über- und ineinander fließen.

Nachdem er mehr als zehn Jahre Acryl als Medium genutzt hatte, wendete sich Koberling im Jahr 2012 wieder der Ölmalerei zu. Über diese Zäsur hinweg werden immer auch Verbindungslinien zwischen den beiden Werkgruppen sichtbar. Auch hier setzt er oft stark verdünnte Farben ein, sodass sich ihre unterschiedlichen Schichten wie schon in der Lasurtechnik Alter Meister durchdringen. In ‚Beyond the Light – Inverted Darkness No. 2‘ (2013) wird die kompositorische Leichtigkeit der Plattenbilder auf der Leinwand gewahrt, die sich in anderen Bildern der Serie nach und nach verdichtet. In Grautönen evoziert sie die winterliche Stimmung eines Schneegestöbers oder das berstende Eis eines gefrorenen Sees. Auf dem dunklen Grund von ,Großer Strom 2’ (2014) bilden gerade und geschwungene Linien unterschiedlicher Stärke spielerisch ein Geflecht um Akzente in Rosa und Weiß, die wie Blütenblätter wirken. Auf das Arktische Weidenröschen bezieht sich Koberling in seinem kleinformatigen ,Eyrarrós – Klang No. 5‘ (2016): Seine zarte Farbigkeit, die mit dem Schwarz von Vulkangestein kontrastiert wird, ist der ausdauernden, in Island beheimateten Pflanze gewidmet.

In Koberlings jüngsten Werken verdichten sich die Kompositionen stark, sodass sie in ihrem Ausdruck an seine früheren Ölbilder der ‘90er Jahre erinnern. Emotionen und Eindrücke münden durch seinen unmittelbaren und mitreißenden Gestus in einer Malerei, die immer bewegt und lebendig ist. In ,12 Jahreszeiten‘ oder ,Halb in der Strömung‘ (beide 2018) lässt er intensive Töne zu strahlenden Farbräumen kulminieren, die kein Abbild einer gesehenen Landschaft sind, sondern Schönheit und Sinnbild erlebter Natur zeigen. Bernd Koberling studierte von 1958 bis 1960 bei Max Kaus an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin und kann als wichtiger Wegbereiter der „Neuen Wilden“ angesehen werden. Ab 1981 an hatte er eine Professur für Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg inne und von 1988 bis 2007 lehrte er an der Hochschule der Künste in Berlin. Als wichtiger Vertreter der neoexpressionistischen Tendenzen in der Malerei wurden Koberlings Arbeiten bereits zu Beginn der 1980er Jahre auf legendären Ausstellungen wie ,A New Spirit in Painting‘ an der Royal Academy in London (1981) und ,Zeitgeist‘ im West-Berliner Martin-Gropius-Bau (1982) gezeigt. Es folgten Soloausstellungen in der Malmö Konsthall, Malmö (2001), dem Saarland Museum, Saarbrücken (2002), dem Reykjavik Art Museum, Reykjavik (2005), sowie dem Sprengel Museum, Hannover (2013) und dem MKM - Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg (2017). Im Jahr 2006 erhielt Koberling den Fred-Thieler-Preis durch die Berlinische Galerie, die ihm zu diesem Anlass eine große Einzelausstellung widmete. Seit 2012 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Seine Arbeiten sind in institutionalen Sammlungen weltweit vertreten, wie dem ARoS Kunstmuseum Arhus, der Hamburger Kunsthalle, dem Nasjonalmuseet, Oslo, dem Reykjavík Art Museum, Reykjavík, oder der Vancouver Art Gallery, Vancouver. Koberling lebt und arbeitet in Berlin und Island.