Wie kein ande­rer Maler zu seiner Zeit hat Wilhelm Kuhnert die Vorstel­lung von Afrika geprägt. Als einer der ersten euro­päi­schen Künst­ler bereiste der Maler zwischen 1891 und 1912 die noch weit­ge­hend uner­forschte dama­lige Kolo­nie Deutsch-Ostafrika. Unter teils widri­gen Umstän­den erstellte er Skiz­zen der dorti­gen Tier- und Pflan­zen­welt.

Sie dien­ten ihm als Vorla­gen für seine monu­men­ta­len Gemälde, die er später in seinem Berli­ner Atelier anfer­tigte und mit großem Erfolg inter­na­tio­nal ausstellte. Kuhnert zeich­nete sich durch ein fast schon wissen­schaft­li­ches Vorge­hen aus: Er erfasste das Charak­te­ris­ti­sche der Tiere wie der sie umge­ben­den Land­schaft auf genau­este Weise. Nicht ohne Grund wurden seine Darstel­lun­gen in zoolo­gi­schen Büchern wie Brehms Tier­le­ben ebenso verbrei­tet wie auf Schul­wand­bil­dern oder Scho­ko­la­den­ver­pa­ckun­gen von Stoll­werck.

Obwohl Wilhelm Kuhnert zu den meist­ge­sam­mel­ten akade­mi­schen Malern gehört, ist er einer großen Öffent­lich­keit weit­ge­hend unbe­kannt. Die SCHIRN präsen­tiert nun die erste umfas­sende Retro­spek­tive zu seinem Leben und Werk. Die Ausstel­lung vereint neben Studien und Gemäl­den aus euro­päi­schen und ameri­ka­ni­schen Museen, Privat­samm­lun­gen und dem Nach­lass Kuhnerts auch zahl­rei­che Druck- und Werbe­gra­fi­ken sowie Publi­ka­tio­nen des Künst­lers. Dabei wird Kuhnerts Schaf­fen nicht nur als Spie­gel der Kunst- und Natur­wis­sen­schafts­ge­schichte verstan­den, sondern auch vor dem Hinter­grund der aktu­el­len Debatte über den Umgang mit der kolo­nia­len Vergan­gen­heit Deutsch­lands beleuch­tet.