In einer umfassenden Ausstellung präsentiert ARoS die dänische Malerin Agnes Slott-Møller (1862-1937), die dem Symbolismus zuzurechnen ist.

Der dänische Symbolismus ist von zentraler Bedeutung für den frühen Modernismus in Dänemark. Er markiert den Beginn einer Epoche, in der sich Dänemark für Impulse von außen öffnet und von der französischen und englischen Kunst inspirieren lässt. Agnes Slott-Møllers Einfluss auf die Anfänge des Symbolismus in Dänemark verdient eine Ausstellung, die ihr umfassendes, monumentales künstlerisches Schaffen einem größeren Publikum zugänglich macht.

Slott-Møller ist eine der starken weiblichen Künstlerpersönlichkeiten, die Ende des 19. Jhs. leider allzu rar sind. Sie gehörte zu den zentralen Gestalten des Künstlerzusammenschlusses, der hinter Den Frie Udstilling (Die freie Ausstellung) stand. Als Malerin und durch ihre Beiträge zur künstlerischen Debatte hat sie die damalige dänische Kunstszene wesentlich geprägt.

Agnes Slott-Møller hob sich von einer ansonsten bemerkenswerten Generation von Künstlern ab, die später zur künstlerischen Bewegung namens Der seelische Durchbruch gehören sollten. Diese Künstlergruppe reagierte auf den rasanten Fortschritt der Moderne, indem sie sich der Suche nach dem Spirituellen und Empfindsamen zuwandte.

Agnes Slott-Møllers Werke unterscheiden sich wesentlich von den Bildern des goldenen Zeitalters und der Nationalromantik. Den sie fand ihre Inspiration in starken historischen Gestalten und deren Fähigkeit, Herausragendes zu leisten. Im Gegensatz zu den Malern des goldenen Zeitalters, deren Werk darauf abzielte, durch geschichtliche Ereignisse nationalen Zusammenhalt zu schaffen, wollte Slott-Møller die herausragenden Persönlichkeiten der Geschichte direkt abbilden. Ihr wichtigstes künstlerisches Ziel bestand darin, Dänemarks Geschichte in der Kunst so darzustellen, dass diese wie eine Utopie wirkte. Die Vergangenheit sollte ein Spiegel für die Gegenwart sein, eine moralische Richtschnur in einer unmoralischen Zeit. Diese historische Lesart setzte voraus, dass Slott-Møller die Geschichte ausgehend von herausragenden Persönlichkeiten erzählte. Die Betrachter sollten sich in den Taten der Helden spiegeln können.

Die eingehende Auseinandersetzung mit dem Werk von Agnes Slott-Møller eröffnet eine interessante Perspektive auf das historische Material. Die geschichtlichen Begebenheiten und Persönlichkeiten, die sie auf der Leinwand hervorbringt, dürfen nicht nur vor dem Hintergrund ihres tiefgreifenden, historischen Interesses betrachtet werden. Sie bergen auch eine Kritik an Slott-Møllers eigener Zeit. Diese kommt als antimodernistische Gegenbewegung zum Ausdruck. Eine Gegenströmung, die im Gesamtnarrativ über die Anfänge des Modernismus in Dänemark nicht immer zum Ausdruck kommen darf.

Slott-Møller orientierte sich an den englischen Präraffaeliten, die in der Lage waren, in ihren Motiven eine mittelalterliche, gotische Ästhetik mit einer sagenumwobenen englischen Mythenwelt zu verbinden. Ebenso wie bei den Präraffaeliten ist bei Agnes Slott-Møller eine Sehnsucht nach einer Vergangenheit spürbar, in der die Kunst „das Wahre, Gute und Schöne“ ausdrücken sollte.

Slott-Møllers kompromissloses Festhalten am einem sakralen Anliegen der Kunst und ihr Pendeln zwischen der Poetik des Volkslieds, beseelten mythologischen Erzählungen über starke Frauen und bedeutungsschweren historischen Motiven, die in der monumentalen Deutung des „großen Stils“ der Vergangenheit inszeniert werden, sind verglichen mit anderen Künstlern derselben Zeit nahezu einzigartig. Hierdurch wird Agnes Slott-Møller zu einer der interessantesten Künstlerinnen ihrer Zeit. Wir sind stolz darauf, sie unserem Publikum präsentieren zu können.