„Ich wäre schon längst tot, wenn es sie nicht gäbe“ hat Jackson Pollock über seine Frau Lee Krasner gesagt. Krasner, sicherlich eine der bedeutendsten und innovativsten Künstler_innen ihrer Zeit, hat ihre eigene Genialität geopfert, um ihren Mann Jackson Pollock durch sein von Alkoholexzessen getriebenes Leben zu führen und ihn zum Star zu machen. Seine Karriere verlief dank Krasner und Clement Greenberg kometenhaft. Pollocks Frau Lee Krasner blieb als Künstlerin dafür selbst im Hintergrund. Ihre virtuosen All-over-Werke wurden erst nach ihrem Tod wirklich entdeckt und gewertet.

Die Ausstellung Eine Geste der Überzeugung – Künstlerinnen des Abstrakten Expressionismus – Werke der 1950er und 60er Jahre widmet sich der Kunst von Krasner und 9 weiteren amerikanischen sowie 3 europäischen Malerinnen. Ihre ausdrucksstarken Werke räumen mit dem Klischee der gestischen Malerei als vornehmlich „maskulinem“ künstlerischen Ausdruck auf. Die Gruppenausstellung berichtet von den ästhetischen Veränderungen und Neuerungen der New York School sowie der Abstraktion in Europa auf der Basis der Kunst dieser virtuosen Gefährtinnen von Malern wie Jackson Pollock, Willem de Kooning, Hans Hartung, et al.

Lange Zeit von Kunstmarkt und -geschichte benachteiligt, zu „Musen“ und Randerscheinungen stilisiert, kämpften vor allem auch in den 1950er und 1960er Jahren viele Künstlerinnen um Anerkennung. Sie diskutierten in New York zwar im renommierten „The Club“ mit – die Mitgliedschaft wurde ihnen jedoch lange verwehrt. Sie waren in wegweisenden Ausstellungen – unter anderem in der Stable Gallery und bei Betty Parsons – vertreten, hatten aber insgesamt weniger Ausstellungsbeteiligungen als ihre männlichen Kollegen. Ihre Werke verkauften sich deutlich schwieriger und zu niedrigeren Preisen. Auch deshalb nahmen einige von ihnen, wie etwa Lee Krasner, Grace (George) Hartigan oder Michael (Corinne) West, männliche oder zumindest geschlechtsneutrale Künstlernamen an.

Mit Women of Abstract Expressionism richtete das Denver Art Museum 2016 erstmals den institutionellen Scheinwerfer explizit auf die bemerkenswerten Protagonistinnen der 1940er und 1950er Jahre.

Als tatsächliche „Geste der Überzeugung“ reiht die Präsentation bei SETAREH sich in die Bemühungen und Errungenschaften – vor allem auch jüngeren Datums – ein, den Kanon der Kunstgeschichte und des Kunstmarktes neu zu beleuchten. Sie ist die erste Galerieausstellung ihresgleichen in Europa.

Vorgestellt werden nebst den gestischen Arbeiten der inzwischen anerkannten Künstlerinnen Lee Krasner und Helen Frankenthaler, die New Yorker Kolleginnen Mary Abbott, Amaranth Ehrenhalt, Perle Fine, Judith Godwin, Grace Hartigan, Charlotte Park, Yvonne Thomas und Michael Corinne West. Deren pulsierende Malereien werden durch die kühlen Abstraktionen der aus Norwegen stammenden und zur Nouvelle École de Paris zählenden Künstlerin Anna-Eva Bergman und durch die kraftvollen Actionpaintings der in Budapest geborenen und in Paris wirkenden Judit Reigl ergänzt. Flankiert werden diese, durch die zarten Aquarelle der etwas jüngeren Wiener Malerin Martha Jungwirth.

Die Kraft, das Können und die Virtuosität der Malerinnen der 1950ziger und 60ziger Jahre ist in der Ausstellung deutlich zu spüren. Gemeinsam zeugen die Werke von dem Gestaltungsdrang und der Leidenschaft dieser Künstlerinnen, affektiv und mittels Spontaneität einen künstlerischen Ausdruck für ihre Zeit zu finden.