Substance ist die drj-Ausstellung über den Jahreswechsel von 2018 nach 2019. Skulptur und Zeichnung von Jan van Munster [NL] + Susan York [US] werden ergänzt durch Fotografie von Friederike von Rauch [DE] und einer Klanginterpretation, arrangiert und gemischt von Marcel Dettmann [DE] Über die Künstlerinnen und die Künstler:

Jan van Munster, 1939 in Gorinchem [NL] geboren, nutzt seit den 1960er Jahren als Bildhauer verschiedenste Medien, von Granit bis Holz, von Luftfeuchtigkeit bis Licht, um seine Auseinandersetzung mit der künstlerischen Transformation natürlicher Phänomene erfahrbar zu machen. Deren Spannungen und Gegensätze, etwa zwischen Hitze und Kälte, Hell und Dunkel oder Plus- und Minuspolarität, veranschaulicht er in klaren plastischen, geometrischen und technischen Formen. Der Fokus in Substance liegt auf Neon-Arbeiten und Zeichnungen sowie auf Skulpturen, die den Magnetismus als Naturkraft visualisieren.

Jan van Munster gehört zu den bekanntesten und wichtigsten niederländischen Künstlern einer minimal konkreten Kunstauffassung. Neben Arbeiten in bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen und Museen sind vielerorts im öffentlichen Raum Kunstwerke van Munsters präsent.

Jan van Munster lebt und arbeitet in Oost-Souburg, Zeeland [NL] und ist Gründer und Betreiber der Stiftung IK dort.

Die Arbeiten von Susan York leben in der Tradition des amerikanischen Minimal und genießen dennoch ihre absolute Eigenheit. Die schimmernden, silbrigschwarzen, immer leicht asymmetrischen Kuben entstehen aus feinstem Graphitstaub. Die Künstlerin presst diesen in keramische Formen und brennt sie anschließend bei hoher Temperatur im Brennofen. So entstehen kompakte Kuben unterschiedlichster Ausmaße. Die Rohlinge erfahren dann erst ihre eigentliche Gestaltung, indem sie in einem aufwendigen Polierprozess geglättet werden und dadurch ihre endgültige Form erhalten. Ihre fast schwebende Anmutung an der Wand verrät nichts von ihrem massiven, gewichtigen Gehalt, eher schimmern sie leicht realitätsfern, das Licht einfangend und den Betrachter zur staunenden Kontemplation einladend. „Die ruhige, konstante Welt der Wiederholung prägt mein Werk. Ich hoffe, dass der Betrachter diese Ruhe spüren kann und sich fallen lässt in diese Leere.“, so Susan York. Auch ihr zeichnerisches Werk folgt diesem Grundsatz.

Susan York wurde 1951 in Newport, Rhode Island geboren, sie lebt und arbeitet in Santa Fe, New Mexico, USA.

Architekturen, Landschaften und Oberflächen – das sind die Motive der Fotografien von Friederike von Rauch. In ausgewählten Detailaufnahmen rückt sie konsequent und ausschließlich das Wesentliche in den Bildvordergrund. Die Fotografien zeichnen sich durch eine gewisse Ort- und Zeitlosigkeit aus und indem die Künstlerin ihre Bilder »entleert«, erreicht sie ein hohes Maß an inhaltlicher Reduktion. Nicht die Inszenierung, sondern Stille und Konzentrat kennzeichnen die Bilder, das Motiv wird dabei oft nebensächlich – die enge Fokussierung des Bildausschnitts führt zu einer Abstraktion des Dargestellten, in der der Betrachter das Wesenhafte des Motivs zu sehen vermutet. Der Anspruch von Rauchs nach einer puristischen Ästhetik beginnt bereits bei der Entscheidung für die analoge Kamera, die eine bewusste Motivwahl, eine konzentrierte Entscheidung des Bildausschnittes sowie die richtigen Lichtverhältnisse vor Ort impliziert.

Das Licht spielt in den Fotografien eine wesentliche Rolle. Sie fängt harmonische Lichtstimmungen ein, die zusammen mit den weichen Verläufen der matten Oberfläche des Papiers ausschlaggebend sind für die Sinnlichkeit der Bilder. Der kühlen Ästhetik steht eine schwer zu greifende Emotionalität gegenüber. Sie ist es, die den Betrachter auffordert, sich einzulassen auf ihre Bildmotive.

Friederike von Rauch, geboren 1967 in Freiburg, studierte an der UDK in Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

»RAUCH« ist eine klangliche Interpretation der Arbeit der Fotografin Friederike von Rauch, die von den Berliner Produzenten Felix K, Marcel Dettmann, Sa Pa und Simon Hoffmann gemeinsam komponiert wurde. Arrangiert und gemischt von Marcel Dettmann, steht die Aufnahme im Dialog mit Rauchs Architekturbildern von europäischen Klöstern aus der Nachkriegsmoderne, darunter La Tourette von Le Corbusier in der Nähe von Lyon, die Abtei Roosenberg bei Gent und Maria Regina Martyrum in Berlin. Die Arbeiten wurden erstmals zusammen mit der Klanginterpretation im Rahmen einer Installation für von Rauchs Einzelausstellung »in secret« gezeigt, die im November 2017 im Goethe-Institut Paris während der Internationalen Kunstmesse Paris Photo stattfand.

Während die Beziehung zwischen den Geräuschen von »Rauch« und den in Paris gezeigten Bildern zur Interpretation einlädt, können beide auch als separate künstlerische Einheiten erlebt werden. Auf der 42-minütigen LP erhalten harmonische Klanglandschaften und innere Rhythmen modulierende rohnen einen abstrakten emotionalen Kern, während sie gelegentlich nebelartige, formlose Qualitäten annehmen.

In ähnlicher Weise widersetzen sich die Bilder von Rauch - oft in der Komposition grenzenlos abstrakt - der Zuordnung zu einemgenauen Ort oder einem räumlichem Kontext. Dennoch verweisen sie direkt auf spirituellen Ursprung. »RAUCH« ist Teil einer fortlaufenden künstlerischen Zusammenarbeit zwischen Marcel Dettmann und Friederike von Rauch, zu der etwa die Ash-Installation von 2011 und drei Fotoarbeiten für Veröffentlichungen von Dettmann auf Ostgut Ton gehören.