Betritt man die Räume der Galerie, eröffnet sich Jagoda Bednarskys Einzelausstellung „Impression Management” als ein unausweichliches Spiel mit menschlichen bzw. künstlerisch produzierten Sinneseindrücken. / Weißer Handschuh – Mickey Maus – Pantomime – Körpersprache – körperliche Darstellungsform – Entertainment / Durch assoziativ anmutende, aber präzise Anspielungen entführt Bednarsky den Betrachter in ihre subjektive Bildwelt symbolischer Referenzsysteme. / Mohnblume – Kultivierung – Frühsommer – Opiat – Selbstvergessenheit / Verschiedenste Wirklichkeitsebenen unserer Welt werden in einem neuen, bedeutungsstiftenden Dialog versammelt und die Grundbedingungen unserer Wahrnehmung mit der malerischen Wirklichkeitsdarstellung verwoben.

Während die einzelnen Zeichensysteme und malerischen Elemente uns dabei als vermeintliche Bekannte gegenübertreten, erscheint ihr Konglomerat befremdlich.

Durch die Aufteilung in Vorder- Mittel- und Hintergrund und den unterschiedlichen Grad an Flächigkeit und Tiefenwirkung, Illusionismus und Abstraktion, versetzt Bednarsky jedes der Bildgegenstände in einen Schwebezustand zwischen der eigenen Unabhängigkeit und ihrem kontextuellen Bewusstsein. / Temperaturmessgerät – Krankheit – Hitze – Warnung – Semiotik / Vertraute Assoziationen, Erinnerungen und Definitionen werden aktiviert und gleichzeitig durchbrochen. / Post-It – Pastelltöne – Milch – Dringlichkeit – Effizienz – Erinnerungen / Wieder und wieder lassen die künstlerischen Verknüpfungen so stereotypische Repräsentations- und Darstellungssysteme kollidieren.

Klassisch malerische Formen, wie gestische Abstraktion und florale Ornamentik, und kunstgeschichtliche Entlehnungen verschmelzen mit cartoonhaften Repräsentationstechniken, pantomimischen Ausdrucksformen und der individuellen künstlerischen Subjektivität zu einem symbiotischen Gefüge. / Garfield – Lasagne – Kaffee – Faulheit – Zynismus – Cartoon / Durch dieses taktische Spiel mit den uns vertrauten Bildern und Formalien, lässt Bednarsky ihre Malereien – ganz im Sinne des Ausstellungstitels – als aktive Agenten, „Manager”, unserer Gemütserregungen und Affekte hervortreten. / Weiß – Sahnemäßiger Klecks – Schnee – Vorhang – Faltenwurf – Repräsentation / Während dieser synergetische Prozess des Schaffens von neuen Wahrnehmungszusammenhängen auf der Leinwand beginnt, findet er in der objekthaften Beschaffenheit der Malereien und ihrer räumlichen Inszenierung seine Zuspitzung.

Im Erdgeschoss säumen ovale Malereien die Wände der Galerie. / Ovale Leinwände – Spiegel – Narzissmus – Selbsterkenntnis – Fernsicht – Roy Lichtenstein – „Mirror” Serie / Als Medium der Selbsterkenntnis und Fernsicht nutzt Bednarsky die Referenz des Spiegels, genauer Roys Lichtensteins Spiegels, um ihren Malereien ihre eigene Selbstbezüglichkeit zu verleihen. / Schattenspiele – Gesten – Hände – Licht – Pyjamaparty – Ritual / Während Lichtenstein das Objekt des Spiegels selbst zum Gegenstand der künstlerischen Untersuchung erhebt, evoziertBednarskys fortführende Abstraktionsebene die Selbst-Reflexion ihrer Arbeiten. / Distel – Dornen – Wappen – Schottland – Stolz – Standhaftigkeit – Identität / So fangen die Malereien an, ihr medienspezifisches Selbstbewusstsein über das eigene Dasein als Kunst widerzuspiegeln und mit diesem ganz bewusst zu performen. / Kissen – Flausch – Schlaf – Dürer – Zeichnung – Schemata – Selbstbildnis / Damit verwandelt Jagoda Bednarsky die Passivität des Spiegels in ein aktives Dasein der Leinwand: statt das Ges(ch)ehene zu reflektieren, beweisen die Leinwände ein autonomes Sich- und Etwas-Zeigen. / Pizza – Pasta – Italien – Gastronomie – Bewirtung – Unterhaltung – Freizeit – Leistungsgesellschaft / So offenbaren sie einen subjektiven Spiegel der Welt und machen sich dabei die uns bekannte Semiotik zu nutzen, um Erinnerungen, „Impressionen”, des kulturellen Gedächtnisses hervorzurufen und diese zu neuen, hybridhaften Sinnhaftigkeiten und Kompositionen zusammenzuführen.

Unterliegt man als Besucher schon hier dem destabilisierenden Blick der Malereien, der das eigene Betrachten und Verstehen ins Wanken bringt, gibt es im Obergeschoss endgültig kein Entkommen mehr. / Regenschirm – Sauwetter – Schutzraum – Medium – Ritual / In der installativen Präsentation der Leinwände als Paraventgebilde findet das aktive Selbstbewusstsein der Malereien seine räumliche Zuspitzung. / Fledermaus – Säugetier – Ultraschall – Übermenschlich –Vampir – Dracula / Hier deutet sich die künstlerische Parallelwelt Bednarskys nicht nur assoziativ an, sondern materialisiert sich als eigenständiger Raum-im-Raum. / Gebiss – Vergänglichkeit – Totenschädel – Dracula – Transsilvanien – Roman – Literatur / Als Bild und Möbel zugleich, Displayfläche und Abschirmung, ersetzt die malerische Fläche ihre Umgebung und führt eine alternative Projektionsfläche vor. / Fliege – Parasit – Schmutz – Krankheit – Schimmer – Störfaktor / Sie eröffnet einen alternativen Schauplatz, welcher als raumeinnehmende Installation gleichzeitig zum Hintergrund und Protagonisten des Geschehens wird und den Betrachter als Antagonisten im eigenen Kosmos gefangen hält. / Fisch – Wasser – Christentum – Aufkleber – Rom – Reichtum / Ihn einschließend dirigieren die Arbeiten seinen Blick, geben Dinge vor und verstecken andere und entscheiden somit darüber, was der Betrachtende zu sehen und zu fühlen hat.