Helen Marten verbindet in ihren Arbeiten Elemente der Bildhauerei, der Malerei und des Schreibens und schafft so ein Werk, das an Fragen der Stabilität der materiellen Welt sowie unseres Platzes in dieser rührt. Mit Anspielungen auf die Sprache, ihre Systeme und Intentionalitäten imaginiert ihr medienübergreifendes Werk einen wundersamen Unterbau unter dem Furnier unseres habituellen Lebens.

Die eigentümliche Nebeneinanderstellung von Material lenkt die Aufmerksamkeit auf die Dinge, die nicht notwendigerweise über eine klar definierte physische Form in der Welt verfügen – wie auf bestimmte Begriffe von Arbeit, die Frage nach der emotionalen Kapazität von Farbe oder auf sprachliche Verzerrungen. Auch wenn sich dem Betrachter die komplexen Referenzen nicht immer unmittelbar erschließen, so ist der Art, wie die verschiedenen Materialien aufeinandertreffen, ein gewisser alchemistischer Gestus inne, und so kommuniziert allein die eigensinnige Bewusstheit der endgültigen Form oft ein Konzept oder eine Idee. Hieroglyphisch und doch bedeutungsschwer präsentiert sich Martens Materialsprache, die zwar tangential ausgesponnen ist, aber immer auf eine Diagrammlogik rückführbar bleibt.

Durch das beinahe obsessive Aufeinanderschichten und die damit einhergehende Erzeugung von Kontingenzen haftet der Entstehung dieser Arbeiten etwas Üppiges, ja Generöses an. Bei der Thematisierung des Verhältnisses zwischen Sprache und Objekt übernimmt die Metapher als Stilmittel eine wiederkehrende Rolle, und so können kleinere Gruppierungen von Objekten im Sinne eines Tableaus innerhalb einer größeren Struktur als Verben beschrieben werden, die selbst schwierig zu analysieren bleiben. Die Arbeiten scheinen über eine beständig wachsende Zahl von „Eigenschaften“ zu verfügen: Motiv und Körper, Verfall und Skelett.

Fixed Sky Situations entfaltet eine „sie“-Skulptur, eine „uns“-Skulptur und eine „du“-Skulptur. Jede einzelne untersucht Bedingungen der Ausgrenzung oder Bestätigung, die gemeinsame oder gegenseitige Erfahrung, einen Körper mit Form und Sprache zu führen, oder aber das simple Motiv der Richtkraft – den Zwang, den Blick (TM) von einem Bereich zum anderen zu bewegen. Jede skulpturale Arbeit erzeugt ein Diagramm, welches ambivalente soziale Anforderungen an den Betrachter stellt. Alle Körper sind Menschen, und alle Menschen bewahren bis zu einem gewissen Grad die Linien derer, die vor ihnen waren.

Jede dieser Arbeiten wird von einer Reihe von Siebdruckbildern begrenzt, deren einzelne und plurale Motive das sich schlängelnde Fieber des Pulses eines Körpers zu verfolgen versuchen. Sie fungieren als jeweils gleich große einzelne Kapitel. Innerhalb der Bildebenen entspinnen sich Aktionen der auktorialen Kartierung: Es wird eine Volkszählung durchgeführt, familiäre Möglichkeiten aufgezeichnet, Fluchtpunkte verschüttet und erinnert. Und das alles, während mehrere Votivtiere versuchen, Farbflächen oder Abstraktionen des Bildes zu verletzen. Es ist der chemische Fibertraum der Nylon-Tinte. Farbkämme überlappen sich in Tausenden von Schichten, ein Markiervorgang mit der elastischen Federkraft und dem Potenzial eines Gummiballs.