carlier | gebauer freut sich, die zweite Einzelausstellung der philippinischen Künstlerin Maria Taniguchi in der Galerie anzukündigen. Die Gemälde, Skulpturen und Videos der Künstlerin sind bestimmt durch Komposition, Konstruktion und die Geste der Rahmung. Die Ausstellung umfasst neue Malereien und eine Videoarbeit mit dem Titel Mies 421 (2010). Maria Taniguchis Serie der brick paintings, die sie im Jahr 2008 begann, bilden den Kern ihrer facettenreichen Arbeit. Die Gemälde, die flach auf dem Boden ihres Ateliers entstehen, bauen sich buchstäblich Stein um Stein auf. Taniguchi beginnt mit den Umrissen der einzelnen Ziegel und füllt folgend deren Flächen nacheinander farbig aus, was zu einer unterschiedlich dichten Pigmentierung führt. Die Unregelmäßigkeiten der Oberflächen spiegeln Zeit und Aufwand wieder, welche die Künstlerin investiert. Die teilweise raumgreifenden Dimensionen der Leinwände stehen der menschlichen Form gegenüber und konfrontieren die Psyche mit denjenigen Systemen und Strukturen, die sie selbst hervorbringt – und in welchen sie zugleich verstrickt sein könnte. Taniguchis Ansatz steht somit in der Tradition jener Zeit markierenden Praxis, wie der von On Kawara oder Tehching Hsiehs One Year Performance von 1980-1981, in der er ein Jahr lang zu jeder vollen Stunde eine Stempeluhr drückte.

Die sich im Laufe der Jahre ansammelnden Gemälde Taniguchis verweisen auf ein unendliches Raster, eine Fläche, die sich endlos ausbreiten könnte. Doch zirkulieren sie als Ansammlung von Fragmenten, die zu einer einzigen, größeren Einheit gehören. Maria Taniguchis neue Ausstellung bei carlier | gebauer weicht nun von den bekannten, raumspezifischen Installationen ab, für die die Künstlerin bekannt geworden ist. Ihre brick paintings lehnen nicht mehr an der Wand, sondern werden in Reihe hängend präsentiert. Einige der neuen, kleineren Formate ermöglichen eine detailliertere Wahrnehmung der einzelnen Ziegel, und in der Zusammenschau entsteht eine Ausstellungssituation, die „weder ganzes Bild noch Objekt” ist. Für Taniguchi funktionieren die brick paintings „gleich einem Nervensystem, innerhalb eines größeren Körpers […] Neben den Ziegelbildern sind alle anderen Arbeiten Reflektionen und Brechungen”. Die Künstlerin begreift ihre malerische Praxis als Tätigkeit, die ihr Denken und Handeln als organisch Ganzes regelt: „Es formt die Wände eines geistigen Hauses, etwas, das als Architektur Halt und Raum bieten kann und in diesem Sinne kommuniziert“. Vergleichbare Prozesse spielen auch in ihren Videoarbeiten eine Rolle. Das Video Mies 421 (2010), das in und rund um eine Rekonstruktion von Mies van der Rohes Barcelona Pavillon gedreht wurde, zeigt einen sich wiederholenden Loop von Bildern: üppige Marmor- und Travertinoberflächen, Licht- und Schattenwürfe, die durch den Innenhof geistern und Besucher, die sich für eine Weile entspannen. Das schroffe Klicken eines Metronoms definiert den Takt und beschleunigt sich mit jedem neuen Loop dieser so elliptisch ablaufenden, antinarrativen Sequenz.

Maria Taniguchi (geb.1981, Dumaguete City) lebt und arbeitet in Manila, Philippinen. Sie gewann den Hugo Boss Asian Art Award 2015. Im Jahr 2018 nahm sie an der Gwangju Biennale und der Sydney Biennale in Australien teil. Ausgewählte aktuelle Projekte umfassen u.a. Musée national d’art moderne – Centre Pompidou, Paris, 8. Asia Pacific Triennial of Contemporary Art, Brisbane, New Sensorium, ZKM Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe, HIWAR: Conversations in Amman, Amman und Don’t You Know Who I Am? Art After Identity Politics, Museum of Contemporary Art (MHKA), Antwerpen.