Das Werk von Andro Wekua tritt machtvoll und eindringlich auf uns zu – und entzieht sich dabei fortlaufend. Als Besucherinnen und Besucher sind wir entgegengesetzten Bewegungen ausgesetzt, und daraus entsteht ein Kräftefeld, dem wir uns nicht einfach entziehen. Das macht die Intensität und die Qualität von Wekuas Werk aus, aber nicht nur. Es ist die Art und Weise wie der Künstler Motive ineinander verwebt und gegeneinander ausspielt, und wie sich daraus ein Sog ergibt. Dieser Sog ist erzählerisch und filmisch, wobei gerade seine Filme zur Abstraktion hin tendieren.

Das lässt sich anhand seines neusten Filmes All Is Fair in Dreams and War von 2018 nachvollziehen. Der knapp fünfminütige Film entfaltet sich vor unseren Augen in Form einer Zentralkomposition (oder eines Rorschachtestes). Er ist um eine zentrale Achse angelegt, eine brennende Palme, welche in der Mitte zwischen 1 Minute 54 und 3 Minuten 14 zu sehen ist. Es handelt sich um einen einzigen, den längsten, ungeschnittenen Take, um welchen vorher und nachher, beziehungsweise „links“ und „rechts“, je eine Serie von kürzeren Sequenzen angeordnet ist. Vorher (oder links) sind zu sehen: Mond, Himmel, Möwen, Palme, Autos, Stadt, Tanz, Natur, Wasser. Nachher (oder rechts): Stadt, Glücksspiel, Bewegung, Wasser, Himmel, Nacht, Zeit, Stadt, Dunkelheit. Zusammengehalten und variiert wird dieses Triptychon vom metallischen Sound des Berliner Musikers Jörg Hiller.

All Is Fair in Dreams and War wirkt zuerst einmal traumhaft und schwermütig. Die wahre Bedeutung des Films liegt aber in der Symmetrie: wie das Vorher und das Nachher sich um das Jetzt gruppieren, wie das Vergangene und Kommende einen Raum bilden, der Gegenwart genannt wird und der, wie die Palme, dauernd am Brennen ist. Dies bringt All Is Fair in Dreams and War in nur fünf Minuten in Erfahrung.