Die Ausstellung stellt Tendenzen der Abstraktion in der Kunst um 1910 vor und präsentiert rund 100 Werke, darunter Druckgrafik, Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder. Im Fokus steht die zentrale Figur für die ‚Erfindung‘ der Abstraktion, Wassily Kandinsky (1866–1944), mit einem umfassenden Konvolut seiner Druckgrafik aus Privatbesitz. Insbesondere das von 1902 bis 1912 geschaffene Holzschnittwerk ist für das Verständnis von Kandinskys Idee des „Geistigen in der Kunst“ und den Entstehungsprozess seiner Abstraktion nicht hoch genug einzuschätzen.

Die reduktive Drucktechnik ermöglichte Kandinsky stark vereinfachte flächige Darstellungen, die in den farbigen Drucken suggestive Farbklänge erzeugen. Im Austausch mit Gabriele Münter und Franz Marc entwickelten sich die Ideen des Blauen Reiter und Kandinskys Vorstellungen einer von den Beschränkungen der illusionistischen Nachahmung der Gegenstandswelt befreite und nur der „inneren Notwendigkeit“ folgenden Kunst. Dass die Suche nach formaler Vereinfachung und Abstrahierung ein Hauptanliegen der künstlerischen Avantgarde war, wird durch eine konzentrierte Auswahl weiterer Positionen der Klassischen Moderne gezeigt.

Die Schau erzählt die Vorgeschichte der Ausstellung Zukunftsräume. Kandinsky, Mondrian, Lissitzky und die abstrakt-konstruktive Avantgarde in Dresden 1919 bis 1932 im Albertinum. Zugleich führt sie das Thema Abstraktion bis in die Gegenwart: In direkter Nachbarschaft zu Kandinsky sind aus der Sammlung Hoffmann Werke des japanischen Künstlers Hiroshi Sugimoto (* 1948) zu sehen, dessen minimalistisch-abstrakte Fotografien über Zeiten und Kulturen hinweg mit Kandinskys Arbeiten in einen Dialog treten.